Auf Wiedersehen Vulkan Masaya! Unsere Fahrt führte uns zuerst in die Grossstadt Managua, dort erledigten wir einen nötigen Lebensmittel-Einkauf und fuhren dann direkt weiter an den Strand nach
Masachapa. Wir fragten bei einem Hotel (Hostal Real) nach und durften stehenbleiben. Das kleine Paradies hat alles: Grosser Pool mit direktem Blick aufs Meer, saubere Toiletten/Duschen,
Restaurant, Strand und freundliches Personal. Wir blieben wieder mal länger als gedacht hängen...
Die 12 US-Dollar pro Tag für unseren Aufenthalt waren eine gute Investition. Als erste nahmen wir den frisch gereinigten und befüllten Pool in Beschlag. Wir lasen viel, badeten, machten
Strandspaziergänge und genossen das Strandleben. Auch Putzarbeiten mussten sein, Wäsche waschen und Angi schnitt Claudio wieder mal die Haare. Jeden Abend machten wir einen "Sundowner" am
Strand und dachten dabei an unsere Reisefreunde Hilu und Sigo, die "Erfinder des Sundowner-Rituals" ;-).
Trotz fantastischem Platz zog es uns weiter. Entlang des "Lago de Managua" hatten wir immer wieder tolle Sicht auf zahlreiche Vulkane. In einem gut besuchten Restaurant entlang der Strecke
hielten wir an und probierten "Quesillos". Die Tortillas mit Käse, Sauercreme und vieeeeelen Zwiebeln waren lecker, aber nicht ohne "zwieblige Nebenwirkungen" bis spätabends ;-)
Auf unserer Rückreise nach Norden wollten wir León dieses Mal genauer erkunden. Einen Stellplatz im Zentrum fanden wir leider nicht, deshalb fuhren wir wieder zu Axel auf die Rancho Los Alpes. Nach den Strandtagen freuten wir uns sehr, wieder mal eine Stadt zu besuchen. Axel wollte sowieso nach León reinfahren und so bekamen wir eine perfekte Mitfahrgelegenheit und auch zahlreiche Erklärungen. In León hat es uns gut gefallen, wir liefen durch eine Menge Strassen und überall gab es etwas Interessantes zu sehen. Zahlreiche historische, koloniale Bauten sind noch vorhanden. Vor allem das "tägliche Leben" der Leute war faszinierend. Den Strassenhändlern, den Kindern in ihren Schuluniformen, den Polizisten oder älteren Leuten beim Tratschen zuzuschauen - unbezahlbare Erlebnisse!
Auf der Rancho Los Alpes fühlten wir uns sehr wohl. Diese liegt etwas ausserhalb von León, ist aber mit einem Fahrzeug innert etwa 15 Minuten gut zu erreichen. Dieses Mal war sogar tierischer Nachwuchs auf der Rancho vorhanden. Die herzigen Welpen hatten es uns von Anfang an angetan. Nur ganz "rein theoretisch" hatten wir uns auch schon für ein Exemplar entschieden. Der freche kleine Schwarze mit den weissen Pfoten und dem weissen Fleck auf der Brust hatte uns beiden sehr gefallen. Aber wir wollen uns ja nicht "anbinden lassen", wir wollen unsere Freiheit weiterhin ungezwungen und mit möglichst wenigen Verpflichtungen geniessen können.
An einem Abend, als wir uns mit Axel schon länger auf der Veranda unterhielten, lud er uns spontan zu einem Nachtessen ein. Es gab feines, landestypisches Essen (z.Bsp. Nacatamales). Ein
kühles Toña, ein nicaraguanisches Bier, passte perfekt dazu.
Auch am Tag der Weiterfahrt war wieder eine Hitze, 34 Grad. Bevor es jedoch losging, wollten wir unbedingt noch den letzten Blog fertig bearbeiten und freischalten. Ein längerer Stromausfall machte uns jedoch einen Strich durch die Rechnung. So kamen wir dann auch erst spät vor Mittag auf die Strasse. Die 152 Kilometer nach Matagalpa waren wunderschön. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, hügelig und grün. Irgendwann kamen wir dort auch an, konnten aber keinen schlauen Stellplatz auftreiben, landeten mit unserem Gefährt in engen Strassen und auch das "Schokoladen-Museum" fanden wir nicht. Hm, Mist-Tag! Wie weiter...? Egal, shit happens...
Wir fuhren weitere 80 Kilometer, direkt nach Estelí. Es war ausnahmsweise schon stockdunkel, als wir vor 18.00 Uhr auf einem Stellplatz ankamen. Normalerweise fahren wir nachts nicht mehr. Nach
diesem anstrengenden Tag kochten wir Spaghetti und lagen bald im Bett. Am nächsten Tag kümmerten wir uns zuerst um einen anderen Stellplatz, welchen wir ganz in der Nähe beim Hotel Campina
fanden. Hier gabs Strom und WiFi, dafür keine Duschen. Egal, wir haben ja immer eine mit an Bord.
Für ein paar Rappen fuhr uns ein "Chicken-Bus" (so werden die ehemaligen Schulbusse aus Amerika genannt) ins Zentrum von Estelí. Diese Stadt liegt im Norden von Nicaragua auf einer Höhe von
rund 840 Metern über Meer und ist von bis zu 1'600 Meter hohen Bergen umgeben. In der einst von Spaniern im 16. Jahrhundert gegründeten Stadt ist unter anderem die Tabakindustrie und auch der
Tourismus von Bedeutung. Im Jahr 1979, während der Revolution, wurde Estelí stark bekämpft und bombardiert.
Wir schauten zuerst die Kirche an, leider war der Zentralpark nebenan wegen Bauarbeiten geschlossen. Der stark behinderte Bettler von gestern Abend auf der Strasse bekam heute unsere noch
vorhandenen Münzen. Wir liefen durch die Gassen und landeten in einem Markt. Hier gabs wie immer alles zu kaufen und zahlreiche Fressbuden luden zum Essen ein. Zurück ging es wieder mit dem
"Chicken-Bus". Bei jedem anhaltenden Bus versuchten einige Strassenhändler ihre Waren den Passagieren zu verkaufen. Guayabas, Orangen, Getränke, Chips, Hühnchen... fast alles wurde angeboten. Die
Verpackungen wurden nach dem Verzehr aus den Busfenstern auf die Strasse geworfen.
Zurück beim Camper nutzten wir das Internet und endlich konnten wir den letzten Blog veröffentlichen. Claudio reparierte anschliessend ein paar Sachen. Heute stand Nähen auf dem Programm, von der
gerissenen IPad-Hülle, zur Lehne des Campingstuhls - auch Angi's Bügel vom BH wurde mit ein paar Nähten wieder fixiert. Das Geld für neue Sachen sparen wir uns gerne.
Wir besorgten uns wieder neuen Proviant, füllten den Wassertank und so waren wir für den Cañón de Somoto gerüstet. Dort fuhren wir zuerst auf den offiziellen Campingplatz "Quinta San Rafael". Die Stellflächen, direkt am Fluss, wären absolut genial und sehr idyllisch gewesen. Leider war die einzige Zufahrt zum Wasser sehr steil, es war eine Geröllstrasse mit dicken Brocken und somit für uns zu riskant für unser schweres Gefährt. Zum Glück hatten wir vorher davon gelesen und den Platz zuerst zu Fuss erkundet. Auch die angebotene Rasenfläche oberhalb der Wiese war für uns nicht machbar. Nachdem wir es trotzdem versucht hatten, sah der Rasen ziemlich mitgenommen aus. Wir probierten unser Glück danach bei einem nebenan liegenden Parkplatz. Diese steile Abfahrt war in viel besserem Zustand und kein Problem für unseren Truck. Es begrüsste uns eine nette Frau und bot für umgerechnet keine vier Schweizer Franken eine sichere Bleibe.
Am nächsten Tag organisierten wir eine Canyoning-Tour. Wandernd, kletternd und schwimmend wollten wir die Somoto-Schlucht durchqueren. Eine aus Vulkangesteinen bestehende Felsformation erwartete uns. Der längste Fluss Mittelamerikas, der Rio Coco, hat sich hier unaufhaltsam seit Jahrmillionen seinen Weg durch die Schluchten gebahnt. Erstaunlich, dass der Canyon erst im Jahr 2004 (durch eine Gruppe nicaraguanischer und tschechischer Wissenschaftler) entdeckt wurde.
Ein Führer war schnell organisiert, wir bekamen Schwimmwesten und liefen los. Unterwegs organisierte unser Guide Sergio spontan eine Mitfahrgelegenheit bei Bekannten (natürlich "landestypisch" auf der Ladefläche eines Autos), danach gings weiter zu Fuss durch Wälder an den Fluss. Die Tour mit Sergio (der mit der Zeit auch "auftaute" und uns einiges über sich und den Canyon erzählte) war sehr abwechslungsreich. Es ging durch offene Landschaften aber auch zum Teil durch enge Schluchten, welche wir ab und zu nur noch schwimmend hinter uns lassen konnten. Manchmal gab es ausser einem beherzten Sprung von einem Felsen auch gar kein anderes Weiterkommen mehr. Das ganze war ziemlich erfrischend und wir waren froh, dass wir gutes Schuhwerk dabei hatten. Sergio fror manchmal ganz schön stark im kalten Wasser. Wir waren da vielleicht etwas besser "isoliert". Zum Glück hatten wir seinem wasserdichten Packsack nicht ganz vertraut. Ziemlich viel Wasser fand auf einmal den Weg in seine Tasche und durchnässte unsere trockenen Sachen. Unsere kleine "Abenteuer-Digitalkamera" war zum Glück zusätzlich in einem wasserdichten Ziploc-Plastiksack verstaut, sonst wäre die bestimmt hin gewesen. Glück gehabt! Am frühen Nachmittag waren wir zurück, boten unserem Führer ein erfrischendes Getränk aus dem Kühlschrank an, bezahlten die Tour und danach machten wir zwei... fast gar nichts mehr. Die Kletterei und das Schwimmen im Wasser hatten uns ziemlich geschlaucht. Es war ein schönes Erlebnis für uns und wir würden es sofort wieder machen!
Abends sahen wir noch zwei Männer vor dem Haus der Parkplatzbesitzerin "komische Sachen" mit Hühnern, respektive Hähnen, machen. Sie bewegten deren Beine, hoben die Tiere in die Luft, auf und ab. Wir sprachen sie an. Tatsächlich, sie trainierten ihre "Kampfhähne" für die nächsten Einsätze. Wir durften uns selber von den starken Beinmuskeln der "Gladiatoren" überzeugen. So mit Muskeln bepackte "Poulet-Schenkel" sahen wir noch nie! Die zwei Freunde haben noch bis Dezember Zeit, dann werden sie mit ihren Hähnen gegen Tiere aus anderen Dörfern antreten.
Auch erzählte uns einer, dass er und seine Frau für sechs Jahre in Spanien arbeiten waren. Dort hätten sie erlebt, was es heisst, diskriminiert zu werden und einsam zu sein. Nun leben sie wieder in ihrer Heimat und wir erlebten nun das pure Gegenteil. Sie waren sehr freundlich, empfingen uns mit offenen Armen - dies war eine sehr sympathische, bewegende Begegnung.
Übrigens gabs beim Somoto Canyon noch eine nicht alltägliche Überraschung! Per Facebook hatte Claudio erfahren, dass Gaby (er kennt sie von früheren Geschäftsbeziehungen mit dem TCS her) und ihre Kollegin Jeannette in Nicaragua unterwegs sein werden. Konkret abgemacht hatten wir aber nicht, wir überliessen es ganz dem Zufall, ob wir uns begegnen oder nicht. Plötzlich hörten wir neben unserem Parkplatz Schweizerdeutsch und die zwei kamen mit ihrem Guide von einer Canyon-Tour zurück. Hallo Gaby! Die Überraschung und die Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten gross! Wer hätte das gedacht, dass wir uns ausgerechnet hier im "Nirgendwo" treffen würden? Ihre Zeit war leider knapp, denn die beiden mussten wieder mit ihrem Reiseführer weiter für ihr zweites Tagesziel. Schade, gerne hätten wir für euch zum Beispiel unseren "Weinkeller" geplündert und einen schönen Abend zusammen verbracht.
Am nächsten Morgen verliessen wir den Canyon und standen schon kurze Zeit später an der nahen Grenze zu Honduras. Wir hatten uns entschlossen, Honduras einfach wieder nur zu durchfahren. Die
Leute sind wohl ziemlich arm und so viel zu sehen gibt es in Honduras offenbar auch nicht. Man hört und liest halt vieles - vielleicht tun wir dem Land unrecht. Wer weiss, welche guten (oder
vielleicht auch schlechten) Erfahrungen wir gemacht hätten? Wir liessen das Bauchgefühl entscheiden.
Die Ausreiseformalitäten in Nicaragua (Grenze El Espino) waren bald erledigt. In Honduras mussten wir ein wenig länger auf unsere Fahrzeugpapiere warten. Aber Hauptsache es gab keine
"extra-Dollar-Versuche" und ging alles korrekt und freundlich über die Bühne.
In zirka drei Stunden durchfuhren wir Honduras und standen dann schon vor dem nächsten Grenzübergang zu El Salvador. Überraschenderweise mussten wir auf der Fahrt dahin keine einzige
Polizeikontrolle über uns ergehen lassen. Auch die nächsten Grenz-Formalitäten gingen zügig voran. Unser Vorteil war, dass wir diesen Übergang bereits von der Reise nach Süden kannten. Nach
wenigen Stunden lagen somit auch die Grenzen Honduras und El Salvador hinter uns.
Angi wickelt die Grenz-Formalitäten stets perfekt ab, sie hat alle "Bürosachen" immer im Griff. DANKE ANGI!
Wir hatten langsam Hunger, ernährten uns zur Not im Auto von ein paar Riegeln und zogen die Fahrerei durch bis wir an der Playa El Esteron standen. Auf dem Stellplatz Rio Mar durften wir für 5 US-Dollar pro Nacht stehenbleiben. Die Leute waren am renovieren, aber ab und zu ein bisschen Baulärm störte uns nicht. Im Gegenteil, ihr "gesundes Arbeitstempo" liess uns immer wieder mal schmunzeln oder ein Geräusch bewies, dass sie offenbar noch am Leben waren ;-) Am ersten Tag lernten wir zudem den Besitzer der Anlage kennen. Ein etwas komischer Kauz, er lud uns ein, auch seine zirka ein Kilometer entfernt liegende Hotelanlage Tortuga Verde zu benutzen. Dies machten wir dann die nächsten Tage auch. Wir gingen dort fein essen, was trinken und überprüften unsere E-Mails.
Aber nur fünf Tage faul rumliegen gibt's bei uns eigentlich nie. So machte Angi wieder ein paar feine Vegi-Plätzlis, wie immer war das eine richtige "Manscherei". Aber der Aufwand lohnt sich jedes Mal. Am nächsten Tag mussten dann alle Dachfenster dran glauben. Eine Leiter durften wir von den Bauarbeitern ausleihen und so schraubten wir alles auseinander und putzten wie die Wilden. Auch Truck und Camper befreiten wir wieder mal richtig vom Schmutz, welcher seit Costa Rica (wenn überhaupt) nur noch vom Regen abgewaschen wurde.
Bis wir ans nächste Reiseziel, das Dörfchen Suchitoto gelangten, gabs die eine oder andere kleine Verzögerung. Zum einen mussten wir unbedingt Trinkwasser suchen, zum anderen war auch unser Kühlschrank wieder ziemlich leer. So kurvten wir zum Einkaufen in ein Dorf, leider war dort ein ziemliches Durcheinander und ausserdem noch Markttag. Wir landeten in engen Gassen, Einbahnstrassen und waren schliesslich froh, als wir wieder aus dem Trubel raus waren und den Rest der Strecke nach Suchitoto auf uns nehmen konnten.
Beim Restaurant El Mangal, unserem nächsten Übernachtungsort, glaubten wir kaum was vor uns stand. Wieder mal ein anderes Reisemobil! Kaum waren wir da, begrüssten uns die Besitzer des
Iveco-Mobils, Heidi und Werner aus Deutschland. Auch sie freuten sich, wieder mal andere Reisende zu treffen. Wir sassen lange draussen zusammen und unterhielten uns bestens. Da sie in nächster
Zeit etwa die gleichen Pläne hatten wie wir, werden wir die zwei bestimmt irgendwo wiedersehen.
Am nächsten Tag erkundeten wir Suchitoto. Das kleine, sympathische Städtchen gefiel uns sehr gut und weckte auch wieder die Vorfreude auf das grossartige Antigua. Aber dies ist dann im nächsten
Blog Thema ;-)
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Tom (Dienstag, 23 Dezember 2014 07:16)
Hallo ihr beide. Immer wieder schön von euch zu lesen. Möchte euch noch ein schönes Weihnachtsfest und dann einen guten Rutsch wünschen.
GLG Tom
Beat (Dienstag, 23 Dezember 2014 10:14)
Herzlichen Dank für den tollen Blog! Ich wünsche euch von Herzen eine leuchtende Weihnachtszeit und für's neue Jahr weiterhin tolle und bleibende Erlebnisse. Händ sorg ond blibet gsond! Frohi Wienacht euch beidne!
Urs u Moni (Donnerstag, 25 Dezember 2014 20:27)
Hoi ond Sali zäme , weder einisch meh en absolut geniale Blog . Es esch jedesmou eifach nor schön vo Öich zlääse ond die super Fotene zgseh .
Mier wönsched no sehr vöu Spass u Erläbnis ond vorallem ganz gueti Gsondheit ofem wiitere Wäg heizue ond is 2015ni .
Rüüdig liebi Grüess met vöu Dröckerli
Urs Moni u Adi usem Lozärner Hinderland
Franz (Sonntag, 15 März 2015 18:33)
Toller Beitrag, am meisten bin ich von den Bildern des Canyon ´s beeindruckt. Ohne Neopren durch die Schlucht. Der Wahnsinn. In den Europäischen Breitengraden braucht man schon aus Sicherheitsgründen meistens einen, geschweige denn vom kalten Wasser. Ich bin neidisch, da ich so noch nie unterwegs war.
Tim (Dienstag, 22 November 2016 14:56)
Wow, das ist wirklich ein schöner, authentischer und sympatischer Beitrag...der macht Lust auf mehr...