Peter kommentierte unseren letzten Beitrag und fragte, wie wir nach so langer Reisezeit über das Thema "Heimat" denken, was uns dies bedeutet und wo wir uns "daheim" fühlen. Eine gute Frage!
Wir haben nachgedacht und ohne hier einen grossen Roman zu schreiben, sind wir zu folgendem Schluss gekommen: Unser "Daheim" ist dort wo unser Camper, unser "Zuhause auf Zeit" steht. Unsere "Heimat" ist die Schweiz, mit Familie, Freunden, Kollegen, dem typischen Essen und ihrer landschaftlichen Vielfalt. Ja, manchmal kommt sogar ein bisschen Heimweh auf, welches aber sehr schnell wieder verfliegt.
Um nun nicht der Poesie zu verfallen, berichten wir euch weiter von unseren Reiseerlebnissen und -erfahrungen. Der "Regenwald der Österreicher" war unser erstes Ziel. Aber zuerst stand da noch der Grenzübertritt von Panama nach Costa Rica an.
Die Grenzformalitäten in Panama und die Wiedereinreise nach Costa Rica gingen problemlos über die Bühne. Zwei Grenzbeamte aus Panama nahmen es jedoch ziemlich genau mit der Kontrolle des Campers. Es wurden einige Kästchen geöffnet. Nachdem Claudio ein paar Fragen zum Camper beantwortet hatte (und die Offiziellen ihre Neugier offenbar gestillt hatten) war dies erledigt. Zum Glück bemerkte Angi noch rechtzeitig, dass unser Auto in Claudio's Pass nicht ausgetragen worden war. Also nochmals zum Schalter zurück und den Truck austragen lassen.
Auf der costa-ricanischen Seite waren überall ziemlich viele Personen anwesend, der Ablauf ging trotzdem flott vor sich. Zwei ältere Herren, beide eher von der "gutgenährten Sorte", wollten übrigens auch noch einen Blick in den Camper werfen. Die Stufe war den zwei Offiziellen dann aber offenbar zu hoch - sie verzichteten somit auf den Einstieg und gaben sich schliesslich mit einem minimalen Blick zufrieden. Wir haben übrigens die Erfahrung gemacht, dass hohe Treppen und auch heisse Temperaturen im Camper solche Kontrollen verhindern oder ungemein verkürzen :-D
Wir verliessen also die Grenze wieder und fuhren nach Golfito. Dort durften wir kostenlos auf dem Parkplatz des Hotels Sierra stehenbleiben. Gegen eine Konsumation im Restaurant (Getränke) durften wir sogar den herrlichen Pool benutzen. Kein anderer Gast war da.
Am nächsten Tag fuhren wir über eine abenteuerliche Nebenstrasse zur Tropenstation La Gamba im "Regenwald der Österreicher". Dieses Naturschutzprojekt wurde im Jahr 1991 gegründet und wird von einem Verein getragen. Dieser versucht durch den Kauf von Grundstücken und die Einbringung der gekauften Parzellen den Nationalpark Piedras Blancas zu schützen und zu vergrössern. Die geforderte Stellplatzgebühr von 20 US-Dollar pro Tag schien uns viel, wir entschieden uns trotzdem für eine Nacht stehenzubleiben und namen kurz nach unserer Ankunft einen ersten Pfad im Dschungel in Angriff. Der Schweiss rann fast in Strömen über uns, es war unheimlich heiss und feucht. Der zweite Teil des "Waterfall Trail" war leider gesperrt und so kehrten wir um. Auf der Wanderung konnten wir endlich Angi's lange ersehnte Tukane entdecken und auch sonst ist so ein Dschungel voll mit Pflanzen und für uns exotischen Lebewesen. Auch am nächsten Morgen waren wir wieder auf den angelegten Trails im Dschungel unterwegs. Ein Weg war ziemlich zugewachsen, dafür umso spannender. Mit gutem Schuhwerk waren aber auch diese matschigen und überwuchterten Wege gut zu meistern. Gegen Mittag waren wir beim Camper zurück, duschten ausgiebig und machten uns reisefertig. Plötzlich sollten wir dann bei der Geschäftsführerin ganze 30 US-Dollar für eine Nacht (Stellplatz, Strom, Dusche, langsames WiFi) abdrücken, dies sei angeblich der "offizielle Preis". Die andere Preisangabe sei ein Fehler ihres Angestellten gewesen. Nicht mit uns - wir bezahlten die vereinbarten 20 Dollar und verliessen das Areal mit einem Kopfschütteln. Unser Fazit: Die Dschungelwege waren nicht schlecht, die Tukan-Sichtungen einfach toll, die sanitären Einrichtungen vollkommen in Ordnung. Irgendwie fühlten wir uns aber dort nicht willkommen und die Preise müssten wohl noch einmal überdacht und einheitlich festgelegt werden.
Vom "Regenwald der Österreicher" ging es zuerst auf einer Schotterpiste zurück in Richtung der geteerten Panamericana. Wir wussten, dass wir dazu eine mit Brettern belegte Brücke passieren oder einen langen Umweg in Kauf nehmen müssen. Angeblich sollen dort schwerere Fahrzeuge die Flussdurchfahrt nehmen. Die Brücke sei erst vor Kurzem wieder eingestürzt, inzwischen aber wieder repariert worden. Hmmm... Wir entschieden uns für die "kürzere Variante" und schauten uns das antike, jedoch mehrfach reparierte Bauwerk zuerst mal aus der Nähe an. Alle Bretter lagen auf der Brücke, keine "Löcher" - leider passierte kein schweres Fahrzeug die Brücke, damit wir uns einen Eindruck davon hätten machen können. Egal, wir wollten es versuchen! Claudio setzte sich hinter's Steuer, Angi war für die Fotos zuständig. Die zum Teil losen Bretter knarrten und bewegten sich, aber die Brücke hielt - zum Glück!
Übrigens... Marina und Marco (unsere "Entlebucher Reisenden", welche wir in Mexiko getroffen hatten) waren seinerzeit vor dieser Brückenüberquerung mit ihrem Wohnmobil in eine Polizeikontrolle geraten. Als die Polizisten sie nach dem weiteren Weg fragten, hätten diese ihnen "viel Glück" für genau diese Brückenüberquerung gewünscht. Dies haben wir erst im Nachhinein erfahren und hätte uns die Entscheidung wohl nicht leichter gemacht ;-)
Erleichtert fuhren wir nun wieder auf der betonierten, jedoch mit zahlreichen Schlaglöchern und Bodenwellen gespickten Panamericana. Vor Uvita gelangten wir zum Camping und Cabinas El Tecal. Andere Reisende berichteten von einem "Wohlfühlplatz". Tatsächlich, die ganze Anlage war stets sehr sauber, gepflegt und die Angestellten freundlich. Den Pool nutzten wir oft, die Abkühlung war immer sehr willkommen. Übrigens kostete hier der Aufenthalt (ohne Strom) 14 Dollar, mit Strom 20 Dollar. Das Preis-/Leistungsverhältnis stimmte und so blieben wir gleich drei Tage hängen. In dieser Zeit war auch wieder einmal ein bisschen "Büro-Arbeit" angesagt. Reiseabrechnungen machen, Kreditkartenabrechnungen überprüfen, usw. Auch der letzte Blog entstand übrigens auf dem herrlichen Camping El Tecal.
An einem Samstag, nach dem Einkauf in einem kleinen und mit Lebensmitteln vollgestopften "Mini-Super(markt)", trafen wir am Strand in Dominical ein. Das Wetter war nicht so schön, doch hielt dies die Einheimischen nicht davon ab, ihre Strandparties durchzuführen. Wir fuhren den Strand auf und ab und fanden schliesslich noch einen kleinen Parkplatz. Die kleine Lücke, zwischen Bäumen, sollte der kostenlose Stellplatz für die nächsten zwei Tage sein. Der Regen am Nachmittag bewog die Leute dazu, den Strand zu verlassen und so kehrte Ruhe ein. Am Sonntag ab 08.00 Uhr ging dann die Post wieder ab. Wir lagen noch gemütlich im Bett, als sich eine Grossfamilie etwa drei Meter von unserem Camper entfernt einrichtete. Im Verlauf des Tages trafen noch etliche Autos und Ticos ein. Egal, wir "verteidigten" unseren Platz und genossen die Zeit mit Lesen und Leute beobachten - ist halt auch immer wieder spannend ;-) Der Sonnenuntergang und die lästigen Insekten läuteten den Abend ein. Hinein in unser "Zuhause", gemütlich was gegessen, Uno gespielt und schon bald lagen wir im Bett.
Am Unabhängigkeitstag der Costa Ricaner und somit einem Feiertag verliessen wir den Platz und machten schon bald einen kleinen Zwischenstopp an einem anderen Strandabschnitt. Dort kauften wir einem sympathischen Händler zwei frische Kokosnüsse ab und genossen nochmals den Strand - dieses Mal waren wir fast alleine. Ausser zwei zutraulichen Hunden leistete uns niemand Gesellschaft. Was für ein Kontrast zu den letzten zwei Tagen!
Nach den paar Strandtagen stand nun der Besuch des Nationalparks Manuel Antonio auf dem Programm. Wir erreichten diesen am Nachmittag und die Suche nach einem Stellplatz gestaltete sich schwierig. Schliesslich fanden wir einen Parkplatz, wo wir hätten übernachten können. Der Preis war eigentlich schon ausgehandelt, als sich plötzlich noch eine Frau in das Gespräch einmischte. Es entstand eine komische Situation. Als diese dann noch eine zusätzliche "Gebühr" in Form eines "Trinkgeldes" für die Sicherheit während der Nacht forderte, stiegen wir in den Truck ein und wollten losfahren. Da hat auch der plötzliche Preisnachlass nichts mehr genützt. Wenn sich ein "schlechtes Bauchgefühl" meldet, dann stimmt's halt nicht. Schliesslich fanden wir abends, zum Glück, einen Stellplatz an einem Hafen. Sogar kostenlos und gut bewacht. Am nächsten Tag fuhren wir wieder zurück zum Nationalpark und stellten unseren Camper auf einem überwachten Parkplatz ab. Roberto bezahlten wir dafür 3'000 Colones. Im Nachhinein merkten wir übrigens, dass es unmittelbar beim Nationalpark-Eingang noch andere und auch günstigere Möglichkeiten gegeben hätte ;-)
Der Aufenthalt im Nationalpark war nicht schlecht. Leider waren bei unserem Besuch viele Bauarbeiten im Gang, das hatte man uns natürlich beim Bezahlen des Eintrittes nicht gesagt. Leises
Sprechen (um allfällige Tiere nicht zu verscheuchen) konnte man sich sparen, denn das Hämmern und der Generatorenlärm war zum Teil recht laut. Auch fühlten wir uns auf den "betonierten
Wohlfühlwegen" nicht so wohl. Wir bevorzugen die naturbelassenen Pfade. Aber eben, es ist einer der meistbesuchten Nationalparks in Costa Rica und wird halt auch von Leuten mit Absatzschuhen und
Flip-Flops besucht ;-)
Wir waren kurz nach der Parköffnung unterwegs. Anfangs sahen wir fast keine Tiere, zum Glück dann doch noch ein paar Affen, Vögel, Insekten und Reptilien. Uns gefielen vorallem die Beobachtungen
der zwei Affengruppen, welche sich ihren Weg durch den Dschungel von Baum zu Baum suchten.
Die Touristenbusse waren inzwischen wohl angekommen und so waren überall geführte Gruppen und viel mehr Leute unterwegs. Am schönen Strand des Nationalparks verpflegten wir uns mit den mitgebrachten Sandwiches, schauten den Wellen und vorallem den frechen Waschbären zu. Diese plünderten die unbeaufsichtigten Taschen der Besucher und so waren sie ab und zu mit einer ergatterten Chips-Tüte erfolgreich.
Wir verliessen den Nationalpark Manuel Antonio mit einem gemischten Gefühl.
An unserem nächsten Stellplatz, direkt am Strand von Esterillos Oeste, fühlten wir uns dann wieder sehr wohl. Es waren ein paar Umparkmanöver nötig, um vor den allenfalls herunterfallenden Kokosnüssen sicher zu sein. Wir fragten bei Einheimischen und einem Hotelbetreiber in der Nähe betreffend der Sicherheit nach. Kein Problem lautete die Antwort, einfach über Nacht nichts draussen liegen lassen (das machen wir ja eh nie). Ein Strandhändler auf einem Motorrad versorgte uns mit einem leckeren Gebäck und eine gefundene Kokosnuss ersetzte das Mittagessen. Die zwei Tage vergingen wie im Flug. Ab und zu wurden wir von Einheimischen angesprochen und es entwickelten sich lässige Gespräche. Bei einer Frau, welche auch schon ihre Freundinnen in der Schweiz besucht hatte, rundeten wir das Gespräch mit einer "Lindor-Schoggi-Kugel" ab. Ihr hättet ihr Strahlen sehen sollen bei so einem Stück Schweizer Schokolade. Übrigens, am letzten Tag vor unserer Abreise fiel tatsächlich noch eine grosse Kokosnuss keinen Meter vor die Front unseres Trucks. Zum Glück fuhren wir genau diesen einen Meter noch zurück...
In Jacó, einem Ort ebenfalls an der Pazifikküste, fuhren wir einen "Campingplatz" an. Das Tor stand offen, der Platz war verwildert und niemand war da. "Nein Danke!". So drehten wir um und versuchten eine andere Möglichkeit zu finden. Schliesslich fanden wir diese bei einem Hotel, welches von einer Schweizerin geführt wird. Sie war überrascht über unsere Anfrage, waren wir doch die ersten Camper, welche sich nach einem Stellplatz erkundigten. Gegen ein paar Dollar durften wir auf dem Parkplatz stehenbleiben und auch den Pool benutzen. Zum Glück war Nebensaison, denn Jacó könnte auch irgendwo im "Amiland" stehen. Die Fast-Food-Ketten waren da, zig Surfershops und Bars soweit das Auge reicht. Uns reichte schon ein Ausflug mit den Fahrrädern um genug zu kriegen. Übrigens soll Jacó während der Hochsaison wie ein "Ibiza in Costa Rica" sein.
Interessante Aussichten auf unserer Weiterfahrt in Richtung des Vulkans Poas gab es dann auf der "Krokodilbrücke" in Tárcoles. Von dort aus konnte man sehr gut die am Ufer liegenden Krokodile beobachten. Die meisten lagen träge in der Sonne, ab und zu sperrte mal ein Reptil sein Maul auf. Vermutlich sparten sich die Viecher die Energie für's Jagen auf.
Am späteren Nachmittag hatten wir die zum Teil steile Zufahrtsstrasse und die über 2'500 Höhenmeter bis zum Vulkan Poás hinter uns gelassen. Wir erkundigten uns erst bei der Parkangestellten beim Kassenhäuschen nach einem Stellplatz. Der Park schliesse bald und wir könnten problemlos vor den Eingangstoren übernachten. Wir drehten um und fuhren jedoch ein bisschen weiter nach unten zu einem Restaurant und Geschäft (Fresas del Volcán). Dort durften wir auf dem Parkplatz nächtigen. Das Wetter wurde zunehmends schlechter und es regnete zum Teil wie aus Kübeln. Brrr... plötzlich kaltes und feuchtes Wetter - ein grosser Kontrast zur Hitze, welche üblicherweise an der Küste herrschte. Auf eine warme Dusche mussten wir leider verzichten, der Gas-Warmwasserboiler streikte und liess sich nicht starten. Hm, den hatten wir auch schon ganz lange nicht mehr gebraucht... War ja vorerst mal egal, wir waren uns die kalten Duschen mittlerweile gewöhnt.
Den Vulkan Poás sahen wir uns dann am nächsten Tag um 08.00 Uhr an. Dies war perfekt, denn schon während unserer Anwesenheit beim Aussichtspunkt zogen erste dicke Nebelschwaden aus dem Tal zum Vulkan hoch. So ein Vulkan und Kratersee aus der Nähe war schon was eindrückliches! Als die Sicht dann wirklich trübe war, machten wir uns auf den Weg zur Laguna Botos. Diese liegt in einem inaktiven Krater, welcher durch Regenwasser gespiesen wird. Nach dieser kleinen Wanderung besuchten wir nochmals den Aussichtspunkt beim Krater. Es waren wieder einige Leute da und sahen... - genau fast gar nichts. Tja, zu spät ankommen ist keine gute Idee ;-) Nach der Besichtigung der kleinen Ausstellung im Besucherzentrum fuhren wir wieder hinunter ins Tal. Dies ganz gemütlich und immer schön mit Runterschalten, damit die Bremsen geschont und nicht allzu fest erhitzt werden.
Am späteren Nachmittag trafen wir schliesslich bei Fränzi und Fredy in Orosi ein. Die zwei hatten wir ja schon vor ein paar Wochen einmal besucht. Sie wussten bereits, dass wir in der Nähe waren und so erkannten sie uns schon am Motorengeräusch unseres Diesel-Fahrzeugs. Tja, Fränzi liebt halt den Sound unseres F350er Diesel's ;-). Das Wiedersehen war toll und wir fühlten uns von Anfang an wieder fast wie "Zuhause". Mit Beat, ihrem sympathischen Besucher aus dem Bündnerland, verstanden wir uns auch auf Anhieb. Wir wurden gleich zum Grillieren eingeladen und verbrachten einen schönen Abend zusammen.
Die Zeit in Orosi nutzten wir unter anderem auch für die Reparatur des Heisswasserboilers. Die Ursache war lediglich ein verrosteter Masse-Punkt. Also verlängerte Claudio zwei Kabel, lötete diese zusammen und schraubte diese an einem neuen Massepunkt an. That's it. Ab und zu halfen wir ein bisschen aus. Angi in Fränzi's Bäckerei, Claudio bei Gartenarbeiten mit der Machete oder auch beim Versuch, eine angeblich in eine mit Wasser geflutete Grube gefallene Metallklammer eines Autoscheinwerfers mittels eines Magneten wiederzufinden. Übrigens... Beat's verlorene Klammer fand sich dann schliesslich doch noch im Motorenraum von Fredy's Auto. Wie lange hat Claudio wohl im Trüben gefischt? Und was haben wir danach darüber gewitzelt und gelacht? ;-)
Fast ein ganzer Tag ging auch für einen Ölwechsel an unserem Truck drauf. Wir hatten einen Termin in einer Garage, ein Ölfilter wurde am Tag vorher bestellt. Unser Truck stand schon auf der Grube und das alte Öl war schon abgelassen worden, als der Angestellte bemerkte, dass der bestellte Filter gar nicht passte. So begann die Suche nach einem passenden Ersatz. Der schlimmste Fall, den alten Filter vorübergehend wieder einzusetzen, traf dann glücklicherweise doch nicht ein. Schliesslich fanden die Angestellten einen Ölfilter, holten diesen ab und so waren wir dann nach fast fünf Stunden wieder auf der Strasse. Den Angestellten der Garage war es auch nicht recht. Dafür, dass sie sich so ins Zeug gelegt hatten, brachten wir ihnen Coca Cola, einen Kuchen und Kekse vorbei. Trotz nerviger Wartezeit waren wir einfach nur noch froh, dass sie einen passenden Filter gefunden hatten.
Ein Höhepunkt des Aufenthalts war auch der Raclette-Abend. Fredy organisierte einen vorzüglichen Raclette-Käse einer Käserei in der Gegend und so fühlten wir uns fast wie in der Schweiz. Den Tiefkühler hatten wir übrigens wieder mit Fränzi's feinen Butterzöpfen gefüllt.
Wir verbrachten ganze neun Tage bei Fränzi und Fredy. Da unser Visa für Costa Rica bald dem Ende entgegenlief und wir noch einiges anschauen wollten, verliessen wir schliesslich Orosi. Wir hatten uns so wohl gefühlt und auch wieder eine gewisse Distanz zum "unterwegs-sein" erhalten.
Nur einen Katzensprung von Orosi entfernt liegt der Nationalpark Volcán Irazú. Bevor wir das Gebiet rund um San José also ganz verliessen, fuhren wir mit unserem Truck-Camper auf den höchsten Vulkan Costa Ricas. Dabei kam nicht nur unser Fahrzeug ganz schön ins Schnaufen, auch wir nahmen es auf 3'432 Meter über Meer etwas gemütlicher. Der Hauptkrater ist mit einem Durchmesser von 1'050 Metern und einer Tiefe von 300 Metern einfach gewaltig. Schade, dass die Kraterlagune bei unserem Besuch ausgetrocknet war. Trotzdem war es sehr eindrücklich, auf diesem unberechenbaren Schichtvulkan herumzuspazieren. Dies empfanden wohl auch der Kojote und der Waschbär so, die schon auf eine Zwischenmahlzeit gehofft hatten. Nichts da, wir füttern keine wilden Tiere!
Schon die ganze Zeit war uns auch ein junges, einheimisches Paar auf den Fersen. Beim Hauptkrater hatten wir die beiden gesehen, später beim Aussichtspunkt und dann wieder vor dem Souvenir-Shop. Bei der letzten Begegnung konnte sich die junge Frau eine Bemerkung über unseren Camper nicht mehr verkneifen und so kamen sie und Angi ins Gespräch. Die Männer kamen dazu und wir unterhielten uns über unsere Reise, über Costa Rica und die Ticos. Kurz gesagt, sie wollten unbedingt auch eine Reise machen und wollten von uns wissen, wie wir Costa Rica erleben. Ein nettes Gespräch, welches dann von einer unglaublichen Geste gekrönt wurde. So verschwanden die beiden doch tatsächlich im Souvenir-Shop und als wir uns von ihnen verabschieden wollten, überreichten sie uns ein kleines Geschenk - damit wir Costa Rica für immer in guter Erinnerung behalten. Wie unglaublich nett ist das denn?!?! Wir waren total gerührt und einfach nur überwältigt!
Auch den Weg nach unten meisterten wir gemütlich und schonten mit der Motorenbremse unser Fahrzeug. Bevor wir unserem Truck gleich den nächsten langen Anstieg aufs Auge drückten, fuhren wir nach La Pastora, an den Fuss des Vulkans Turrialba. Nein, diesen erklimmen wir nicht auch noch, das letzte Stück ist momentan ohnehin gesperrt. Wir waren aber dem feinen Käse, den Fredy für das Raclette organisiert hatte, auf der Spur. Doch leider hatten wir Pech und der Käser war ausgerechnet an diesem Tag nicht in seinem Laden. Schade! So fuhren wir den ganzen Weg zurück und hatten so zweimal das "Vergnügen" einer Flussdurchfahrt. Zum Glück führte der Bach nur wenig Wasser.
Nach der erfrischenden Durchquerung (das Wasser war wirklich kalt), trauten wir unserem Truck den nächsten "Bergpreis" zu. Der Cerro de la Muerte, also der Berg des Todes, ist mit 3'451 Meter der höchste Punkt in Costa Rica, welcher mit dem Fahrzeug erreicht werden kann. Der Weg, welcher hinaufführt, wird als die "Todesstrasse" bezeichnet. Tatsächlich kommen auch heute noch viele Menschen bei Unfällen ums Leben. Das dürfte einerseits an der oft schlechten Sicht liegen, wie wir es selbst erlebt haben, andererseits spielt aber auch der Fahrstil eine grosse Rolle. Unübersichtliche Kurven, stockdicker Nebel, gefährliche Überholmanöver - das passt halt einfach nicht zusammen.
Klar, dass der Berg und die Strasse dem Namen Rechnung tragen wollten und so waren wir beim Eindunkeln und im stockdicken Nebel unterwegs. Wirklich viel haben wir nicht mehr gesehen, aber es hat gereicht, um unseren Übernachtungsplatz am Mirador de Quetzales noch finden zu können.
Wie schön es hier oben auch sein kann, erfuhren wir dann am nächsten Morgen. Wir wurden mit einer tollen Aussicht belohnt, doch bereits auf der Weiterfahrt fuhren wir wieder in den Nebel hinein. Mit einer Zwischenübernachtung am Strand in Esterillos Oeste, den wir ja schon kannten, fuhren wir dann weiter in Richtung Nicoya-Halbinsel. Angi wollte aber unbedingt noch einen Stopp in Puntarenas machen, dem Ort, an dem viele Ticos ihren Urlaub verbringen. Tatsächlich war hier vieles noch so, wie es in anderen Orten auch einmal gewesen sein muss. Echt costa-ricanisch, (noch) nicht amerikanisch verdorben... Der Leuchtturm muss vor kurzer Zeit neu gestrichen und die Promenade neu angelegt worden sein, ansonsten wirkte alles eher "ursprünglich".
Über die "Puente de la Amistad" (Freundschaftsbrücke Taiwan-Costa Rica) gelangten wir dann auf die Nicoya-Halbinsel. Dort steuerten wir direkt Sámara an, ein kleiner Ort am Strand. Die ersten zwei Camping-Möglichkeiten sagten uns nicht zu und so suchten wir wieder einmal in der Dämmerung nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Ohne es zu wissen, fuhren wir inzwischen im Dunkeln auf einen absoluten "Traumplatz". Einmal abgesehen von den sanitären Einrichtungen, welche wir als "rustikal" bezeichnen würden, erfüllte dieser Platz wirklich all unsere Anforderungen an einen Traumplatz. Direkt am wunderschönen Strand, das Meer durch das vorgelagerte Riff ruhig genug zum Baden, im Hintergrund eine Bar mit angenehmer Musik und eine freundliche, sehr hilfsbereite Besitzer-Familie. Zudem ein paar Restaurants und Geschäfte, welche wir bequem zu Fuss erreichen konnten. Wir verbrachten hier herrlich schöne und entspannte Tage mit lesen, baden und faulenzen.
Nach fünf Tagen in Sámara waren wir dann doch neugierig, was die Halbinsel sonst noch zu bieten hat. So fuhren wir ins bekannte Tamarindo, einem beliebten Ort zum Wellenreiten. Mehr als eine Stunde verbrachten wir aber nicht da, denn uns traf fast der Schlag. Hotels, Restaurants, Geschäfte, alles sah aus wie in den USA... gleicher Baustil und wahnsinnig touristisch, definitiv nichts für uns. So waren wir bald wieder weg und fuhren an die Playa Grande, wo wir auf dem Parkplatz eines Hotels übernachteten. Am nächsten Tag schauten wir uns weitere Strände an - Playa Brasilito, Flamingo, Potrero, Panama, etc. Doch irgendwie konnte uns einfach nichts so richtig überzeugen. Schliesslich übernachteten wir an der Playa del Coco auf der Strasse vor einem Hotel. Dort, direkt auf der Strasse, lernten wir am nächsten Morgen Gabi und Roman kennen, ein Schweizer Paar im Urlaub. Sie waren uns auf Anhieb sehr sympathisch und wir hielten einen längeren Schwatz ab, sie in ihrem Mietauto mitten auf der Strasse :-) Schade, dass wir uns nicht schon am Abend zuvor kennen gelernt hatten und so auf ein Bier oder einen Cocktail hätten gehen können.
An der Playa El Coco beendeten wir unsere Erkundung der Halbinsel Nicoya und entschieden uns, noch einmal zurück nach Sámara zu fahren. Gesagt, getan. Die Besitzer Lilly und Alex freuten sich über unsere Rückkehr und wir nisteten uns für weitere sechs Tage auf dem tollen Platz ein. Eine neue Runde geniessen, nichts tun und Rum-Cola-Sundowner wurde eingeläutet :-)
Nach drei Tagen trauten wir unseren Augen kaum... Angi war gerade mit ihrer Handwäsche beschäftigt, als Gabi und Roman auf den Platz spaziert kommen. Die beiden hatten sich unterdessen ebenfalls in Sámara einquartiert und den Camper schon bei ihrem Spaziergang am Morgen gesehen. Wir freuten uns riesig, sie noch einmal zu sehen und verbrachten den ganzen Nachmittag und Abend, inklusiv einer spontanen Spaghetti-Runde, miteinander. Für den nächsten Abend luden sie uns zum gemeinsamen Abendessen ein. Das war super lecker und wieder verbrachten wir einen tollen gemeinsamen Abend. An dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank, Gabi und Roman!
Die Tage in Sámara waren einfach wunderschön, extrem entspannend und für uns unvergesslich. Den Alltag der Besitzer-Familie konnten wir hautnah mitverfolgen. Fast jeden Abend spielte Alex auf den Xylofonen, die er selber baut und dann verkauft. Daran hätten wir uns gewöhnen können...
Dass unser Aufenthalt in Sámara noch negative Folgen nach sich ziehen würde, wussten wir zum Zeitpunkt unserer Abreise noch nicht... Mehr dazu im nächsten Blog.
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Rachel (Freitag, 31 Oktober 2014 19:10)
Es scheint sich in den letzten 6.5 Jahren nicht viel verändert zu haben in Samara :-) Danke dass ich dank euren Fotos nochmals da hinkommen durfte :-)
Ich hoffe es geht euch beiden unterdessen wieder richtig gut!
Geniesst eure Reise weiterhin.
Liebe Grüsse