Unsere Reise ging nach
2 Jahren, 7 Monaten und 11 Tagen zu Ende. Das "Abenteuer Wiedereinstieg" hat begonnen.

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Viele Grenzen, Alk-/Drogentest und endlich... Costa Rica!

Dank guten Strassen hatten wir die über 300 Kilometer von Panajachel bis kurz vor die Grenze zu El Salvador in ein paar Stunden hinter uns gebracht. Nur ein "kleiner" Stau wegen einer Baustelle kostete uns eine Stunde Wartezeit. Die Leute nahmen die Sperrung der ganzen Strasse locker, während dem Warten unterhielten wir uns gut mit einem anderen Autofahrer. Wir erfuhren, dass die Bauarbeiter seit Monaten an einem kleinen Streckenabschnitt von ca. einem Kilometer arbeiten sollen. Immer wieder gehe dafür aber irgendwie das Geld aus und die Baustelle komme nicht weiter voran. Vielleicht verschwinde ja das dafür vorgesehene Geld auf eine andere Weise irgendwo... Vor dem Eindunkeln trafen wir dann müde bei unserem herausgesuchten Übernachtungsort ein. Dieses Mal soll es ein Stundenhotel sein...

Das Auto-Hotel Eros liegt einigermassen nahe von der Grenze zu El Salvador entfernt. Ein "Stundenzimmer" lehnten wir übrigens dankend ab und stellten uns auf die Rasenfläche im eingezäunten Areal. VOR die "Verrichtungsboxen", wie Claudio die mit Stahltüren verdeckten Zimmer nennt. In Zentralamerika sieht man Stundenhotels (Auto-Hotels genannt) übrigens sehr oft. Wie und wo soll man denn p....n, wenn die jungen oder auch älteren Paare mit einer ganzen Grossfamilie in der selben Wohnung hausen? Also bringen wir ein gewisses Verständnis für solche vorhandenen Institutionen auf ;-)

Auf allerhöchste Diskretion wurde auch im Auto-Hotel Eros Wert gelegt. Die Kunden durften vor der Einfahrt hupen, der Betreiber öffnete rasch das Einfahrtstor. Wenn sich die Insassen hinter ihren oft absolut schwarz getönten Scheiben nicht zu erkennen geben wollten, fuhren sie einfach weiter geradeaus, direkt in eine Boxe. Dort verschloss der Betreiber das Stahltor. Die zwei "Liebeslustigen" konnten so also fernab von jeglichen Blicken erstmal das Auto verlassen. Für's Bezahlen ist im Stahltor ein kleines Fach angebracht. Also wurde das Geld dort rein- und im dahinterliegenden Zimmer losgelegt. Das Alter schien übrigens keine Rolle zu spielen, auch ein etwas älteres Pärchen (so "ü60 alt") schien sich im Eros vergnügen zu wollen.

Nach der ruhigen Nacht starteten wir unseren "Grenz-Marathon". Bereits um 07.00 Uhr früh verliessen wir das Stundenhotel. Nach einer Stunde Fahrt standen wir an der guatemaltekischen Grenze zur Ausreise. Diese ging eigentlich ganz gut. Bei der Einreise in El Salvador lief eigentlich auch alles wie am Schnürchen, nur mussten sie ein Formular mehrere Male ausstellen. Von unserer angeblichen Nationalität Sweden wechselte es dann zu Swaziland und schliesslich zum korrekten Suiza. Keine zwei Stunden später waren wir und unser Truck-Camper also offiziell in El Salvador eingereist. Muy bien.

 

Angi übernahm das Steuer und schon kurze Zeit später gerieten wir wieder in eine Polizeikontrolle. Wir wurden angehalten, Fahrzeugpapiere, Pässe, usw. Eigentlich das normale Prozedere, bis Angi (als Fahrerin) zum Alkohol- und Drogentest aufgeboten wurde. An einem kleinen Tisch neben der Strasse wurde kontrolliert. Also kurz in den Alkotester reingepustet und Speichel für den Drogentest abgegeben. Alle Offiziellen, wie wir auch, waren gut drauf und machten sogar das eine oder andere Spässchen mit uns Suizos. Ihre Aufforderung, vom Ganzen mal "richtige Urlaubsfotos" zu schiessen, nahmen wir gerne an. Voilà. Das eindeutige Resultat (kein Alkoholgehalt, weder Cannabis-, Kokain-, Heroin- oder Amphetamin-Substanzen gefunden) war für uns keine Überraschung.

Nicht nur auf den Strassen von El Salvador sah man immer wieder mal (für uns Europäer) kuriose Sachen. Abenteuerlich gewaltige Lastwagenladungen, Tiere (von Hunden, Schweinen, Pferden bis zu Kühen) und auf Ladeflächen eng zusammengepferchte Menschen, welche sich so eine günstige Mitfahrgelegenheit ergattert hatten.

 

Sowohl in San Miguel als auch später in La Unión hatten wir Mühe, einen sicheren Übernachtungsplatz zu finden. Hotels wollten uns nicht oder verlangten für einen Parkplatz satte 35 Dollar. Na ja, andere sollen dies gemäss des Receptionisten bezahlen... Wir verzichteten gerne auf dieses Angebot und fragten schliesslich bei den Sicherheitsleuten eines grossen Hafens der Regierung nach. Wir schilderten unser "Problem" und sie boten uns an, dass wir auf der Strasse vor dem gesicherten Gelände stehen bleiben konnten. Sie würden gut auf uns aufpassen. Nach einer wenig erholsamen Nacht mit Temperaturen über dreissig Grad standen wir um 05.00 Uhr früh auf. Wir bedankten uns beim Wachdienst mit zwei Kugelschreibern aus der Schweiz und da unser Kühlschrank leider gähnend leer war, mit einer kleinen Dollarnote. Das Geld wollte der Wachmann anfangs gar nicht annehmen, erst als wir ihm sagten, dass dies für ein erfrischendes Getränk gedacht sei, nahm er das Trinkgeld strahlend an. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft ;-)

Nun lag eine weitere Grenze vor uns. Wir verliessen El Salvador und wollten nach Honduras einreisen. Wieder die üblichen Grenzhelfer, welche wir immer effizienter abwimmeln konnten, die Geldwechsler und einer, welcher uns noch ein paar dringend benötigte Teile verkaufen wollte. Ja, wir haben zwei Pannendreiecke im Truck, einen orangen Pylonkegel brauchen wir nicht, die in Honduras angeblich vorgeschriebenen Reflektoren haben wir uns vorgängig schon günstig in El Salvador in einem Laden besorgt und ja, einen Feuerlöscher haben wir auch an Bord! Muchas gracias. Wir liessen es darauf ankommen ob die übliche Polizeikontrolle nach der Grenze noch irgendwas zu beanstanden hat.

Warten, ausfüllen, bezahlen und zum nächsten Schalter...
Warten, ausfüllen, bezahlen und zum nächsten Schalter...

Kurz bevor wir fast alle benötigten Dokumente in den Händen hielten, fiel im Grenzbüro der Strom aus. Kein Problem, wir könnten die Gebühr beim Grenzbeamten bezahlen und würden dann ein von Hand beschriebenes Papier mit einer "Quittung" erhalten. Um nicht auf einen Trick reinzufallen, ging Claudio mal rund um das Grenzgebäude um die Lage zu kontrollieren. Tatsächlich, alle Läden und Restaurants rundherum waren auch stromlos. Also hat hier uns keiner was vorgetäuscht um an Bargeld zu kommen ;-) Man weiss ja nie - Schlitzohre gibt's überall und an manchen Orten weniger, an manchen Orten mehr... Um uns keinen Ärger einzuhandeln warteten wir auf den wiederkehrenden Strom um eine offizielle Quittung und Papiere zu erhalten. Manchmal daure es bis zu einem Tag, manchmal halt auch zwei... Nach etwa einer Stunde war der Strom zum Glück schon wieder da, wir brachten die Sachen hinter uns und fuhren los.

 

Die Kontrolle durch die Polizei, welche angeblich von Touristen gerne ein paar Dollarscheine verdienen will, kam natürlich auch noch. Pässe raus, Fahrzeugpapiere, alles okay. Nun wollte der eine Beamte noch in den Camper gucken. Claudio stieg aus, wir verschlossen wie üblich dann immer alle Fenster im Truck und Angi schloss sich vorne ein. Währenddem Claudio mit dem einen Polizisten im Camper drin war, versuchte der andere Offizielle mit Angi zu sprechen. Er wollte gleichzeitig den Truck von innen durchsuchen. Angi sagte, dass sie warten möchte, bis Claudio wieder kommt. Dies sagte sie mehrmals und öffnete das Fenster nicht weiter, die Türe sowieso nicht. Der Polizist wollte wissen, weshalb sie nicht aufschliesse. Angi machte einen auf "naiv" und entgegnete, dass "ihr Mann" ihr dies aufgetragen habe. Dies aus Sicherheitsgründen und weil Claudio ebenfalls Polizist sei (dass dies jedoch schon länger her ist, behielten wir für uns), wolle er bei jeglicher Kontrolle immer dabei sein. Die "kleine Notlüge" brachte ihr gleich Ruhe ein, der Polizist drängte nicht mehr auf den Zutritt zum Truck. Der Innenraum des Campers war nach ein paar geöffneten Schränken und Fragen erledigt. Nachdem sich die zwei Polizisten kurz ausgetauscht hatten, ging alles viel freundlicher weiter. Wir wurden weder nach den erforderlichen zwei Pannendreiecken, dem Feuerlöscher oder den (noch nicht aufgeklebten) Reflektoren gefragt. Wir blieben von "Geldmachungs-Versuchen" verschont. "Buen viaje" - dankeschön.

 

Das kleine Stück in Honduras von der einen Grenze zur anderen durchquerten wir schnell. Schon um 14.00 Uhr standen wir an der zweiten Grenze des Tages und kümmerten uns wieder um die üblichen Formalitäten. Alles ging gut, nur eine Stunde und 20 Minuten dauerte dieser Übertritt.

Also waren wir nun schon in Nicaragua. Im Hotel Rancho los Alpes in der Nähe von León fanden wir unsere Unterkunft. Wir wurden überaus freundlich empfangen und Besitzer Axel zeigte uns seine tolle Anlage. Um unseren Camper herum weideten Pferde und trotz fantastischem Sternenhimmel lagen wir früh im Bett. Grenzübertritte machen müde. Wir entschieden uns bereits am nächsten Tag zur Weiterfahrt. Nach einem kleinen Abstecher ans Meer, nach Las Peñitas, fuhren wir weiter in Richtung Granada. Unser Tagesziel erreichten wir jedoch nicht wie geplant.

Plötzlich auf der Fahrt... Peng - pfft, pfft, pfft... Mist!!! Reifenschaden? Also den zum Reifenwechseln nächstmöglichen Standplatz angesteuert und dann staunten wir nicht schlecht. Irgendetwas mussten wir vorgängig überfahren haben, die eine Seite des Reifens wurde regelrecht aufgeschlitzt. Shit, das genau jetzt wo wir doch noch heute nach Granada wollten. Wenigstens geschah dies direkt in der Grossstadt Managua, wo wir sicherlich irgendwo neue Reifen auftreiben können. Um 15.00 Uhr hatte Claudio den Ersatzreifen montiert und wir gingen auf die Suche. Erstaunlicherweise erst nach dem vierten Reifenhändler fanden wir endlich geeignete Markenreifen, welche über die erforderliche Traglast verfügten. Okay, 440 US-Dollar sollen die zwei Pirelli's kosten - Augen zu und durch, wir hatten in dieser Situation keine andere Möglichkeit, uns noch gross umzuschauen. Unter Claudio's Argusaugen wurde der Truck dann schliesslich auch an der richtigen Stelle (und nicht an den unteren Aufnahmen des Stossdämpfers...) aufgebockt und der eine, schon von irgendwem gefahrene Reifen gegen ein neuwertiges Exemplar getauscht. Die Reifen wurden auf die Felgen aufgezogen und der eine noch gute Pneu der Hinterachse liessen wir gleich aufs Reserverad wechseln. Die zwei Mechaniker leisteten Überstunden und wir waren schliesslich die letzten Kunden, welche das Areal verliessen. Wir waren froh, dass wir dies noch am gleichen Tag organisieren konnten.

Beim Eindunkeln suchten wir eine Bleibe in Managua, wieder wollte uns kein Hotel auf ihren (meist leeren) Parkplätzen dulden. Ausser wir hätten das "günstigste Einzelzimmer" für 68 US-Dollar gebucht. Nö danke! Schliesslich hatte doch noch ein Betrieb mit uns ein Nachsehen und wir durften nach Angi's längerer Überzeugungsarbeit "ausnahmsweise" beim Hotel/Casino Pharaohs stehenbleiben. Die paar Dollar Gebühr zahlten wir gerne. Der Sicherheitsmann wies uns ein und mit ihm hatten wir noch ein längeres, sehr sympathisches Gespräch. Cool, hier stehen wir sicher, "unser Nachtwächter" passt bestimmt gut auf uns auf. Mann war das ein Tag...

Bitte heute mal etwas "normales", denn wir wollen möglichst ohne Ärger und unnötige Umtriebe nach Costa Rica einreisen. Ist das möglich?

 

Um 08.00 Uhr waren wir unterwegs und kämpften uns durch den Verkehr von Managua. Der Verkehr wurde ausserhalb viel weniger und die Strassen waren gut. 

Nach einem Einkauf waren wir kurz vor Mittag an der Grenze zu Costa Rica. Die Ausreise aus Nicaragua dauerte eine Dreiviertelstunde, für die Formalitäten in Costa Rica brauchten wir länger. Um 14.15 Uhr hatten wir dann alles erledigt. Puh, Grenzübergänge sind einfach anstrengend, egal ob mit oder ohne unvorhergesehenen Schwierigkeiten.

 

Bienvenido a Costa Rica - ehrlich gesagt, wir waren froh, dass wir unsere "Grenztage" nun hinter uns lassen konnten. Die nervigen Grenzübergänge und die Fahrerei hatten uns so ziemlich geschlissen. Wir wissen nicht was es genau war, sind es die zum Teil vielen Kilometer auf den schlechten Strassen, die Anspannung vor dem "Ungewissen", das Warten in der Hitze oder eine Kombination aus allem?

 

Keine halbe Stunde nach der Grenze besuchten wir die Finca Cañas Castilla. Von anderen Reisenden wussten wir, dass hier das Schweizer Ehepaar Agi und Guido Hotelgäste, wie auch Camper-Reisende herzlich empfängt. Auf dem Stellplatz standen auch zwei andere Schweizer, Steffi und Mario, welche seit ca. zwei Jahren in ihrem coolen Land Rover mit Dachzelt unterwegs sind.

 

Auf der grossen Finca mit 68 Hektaren gab es einiges zu sehen. So tollten dann die Affen keine zwanzig Meter neben unserem Camper in den Bäumen herum. Die riesige Deutsche Dogge (ein halbes Kalb) und der Deutsche Schäferhund sorgten für Sicherheit und verfolgten ab und zu die Affen auf den Bäumen. Wehe wenn einer von den Bäumen runterfällt... Auch ein Faultier, Tukane und Krokodile im nahen Fluss konnten wir beobachten. Und übrigens... die Schlange machte sich nachts aus dem Staub, als wir im WC-Gebäude das Licht anmachten. Kein Problem. Am ersten Abend waren wir schon früh im Bett und holten einiges an fehlendem Schlaf auf. An den nächsten Abenden liessen wir uns mit den anderen Gästen von Agi und Guido kulinarisch verwöhnen. So sassen wir dann zum Teil lange an den Tischen der Finca und unterhielten uns. Auch trafen wir auf Pascal und Pablo. Zwei witzige Schweizer Köche, mit Rucksäcken und einem "rollbaren Küchenutensilien-Koffer" für ihre allfälligen Koch-Einsätze auf Reise.

Agi und Guido haben auf ihrem Gelände auch Naturlehrpfade angelegt. So schnappten wir uns an einem Tag mal ein Büchlein, banden unsere Bergschuhe und wanderten los. Schon bald sahen wir die ersten nummerierten Holztafeln, zu fast jeder Nummer war im Buch eine Beschreibung aufgeführt. So lernten wir einiges dazu, auch wenn wir uns nicht alles merken konnten... Zuoberst auf dem Hügel bot sich leider eine etwas bedeckte Sicht in die Ferne. Für die neugierigen Kühe, oder eher für die zahlreichen neugierigen Bullen auf der Weide, hatten wir uns vorsichtshalber einen Stock besorgt. Man weiss ja nie, ob die Viecher ihre "Ladies" verteidigen oder mit uns einen "Stierkampf" veranstalten wollen.

Übrigens werden auf der Finca auf einer Fläche von 7 Hektaren Orangen bewirtschaftet. Für den Eigenbedarf der Finca gedeihen unter anderem Passionsfrüchte (Maracuja), Bananen, Avocados, Kokosnüsse, Mangos, Papayas, Sternfrüchte, Zitronen, Ananas, Gurken und Mais.

Nach vier Übernachtungen verabschiedeten wir uns vorerst von Agi und Guido und fuhren nach Liberia. Dort trafen wir Thomas, Angi's Kollege. Er war für eine Woche berufsmässig in Mexiko und hängte gleich noch ein paar Tage Ferien in Costa Rica an. Die ideale Gelegenheit, sich hier wieder einmal zu treffen. Mit seinem Mietauto und unserem Truck fuhren wir also in Richtung des Nationalparks Rincón de la Vieja. Die Unterkunft fanden wir in der El Sol Verde Lodge bei den Holländern Ingrid und Gerard. Die Zufahrt war für unser Gefährt sehr schmal und wir hatten mit unserer Fahrzeughöhe ein bisschen Probleme. Einen Ast stemmte Thomas mit dem Teleskop-Stiel der Autowaschbürste nach oben und Angi schaute von weiter weg, ob die Durchfahrt nun möglich war. Gleich am nächsten Tag schnitten die Betreiber die Äste zurück. Tipptopp!

 

Auch bei Ingrid und Gerard fühlten wir uns sofort wie Zuhause, alles funktionierte und die Duschen hatten sogar warmes Wasser. Übrigens sind die von Europäern betriebenen Campingplätze meistens gut und weisen einen gewissen Standard auf. Thomas stellte sein Zelt auf und das Abendessen gab's dann in unserem gemütlichen Camper.
Am nächsten Tag besuchten wir den nahe gelegenen Nationalpark Rincón de la Vieja, einer der vielseitigsten Nationalparks des Landes. Dank Thomas' Mietauto, einem kleinen geländegängigen Suzuki-Jeep, konnten wir unseren "Grossen" auf dem Stellplatz lassen. Als erstes besuchten wir die heissen Quellen und aktiven Schlammvulkane. Überall stiegen Dampfschwaden empor, es zischte und blubberte in den Löchern. Der Weg führte uns auch durch den Dschungel wo wir sogar noch ein paar Affen beobachten konnten. Zurück beim Ausgangspunkt stärkten wir uns mit einem feinen, selbstgemachten Hörnlisalat und nahmen danach unser zweites Tagesziel, einen Wasserfall, in Angriff.

Die Strecke zum Wasserfall "La Cangreja" war insgesamt mit 10 Kilometern und vier Stunden Fussmarsch angegeben. Insgeheim hofften wir ja, dass wir das Ganze in kürzerer Zeit schaffen konnten, zumal wir uns gezwungenermassen um 16.00 Uhr wieder beim Ranger abmelden mussten. Also nahmen wir die Strecke durch den Dschungel und über offene Flächen in Angriff. Schon bald merkten wir, dass hier die Zeitangaben wohl zutreffen werden und so standen wir nach den zwei Stunden vor dem prächtigen Wasserfall. Der kalte Pool brachte die gewünschte und langersehnte Abkühlung. Ahhhh, das tat gut... Auch liessen wir die herunterfallenden Wassermassen heftig auf unsere Körper prasseln - lange hatten wir dies aber nicht ausgehalten. Leider ging die Zeit schnell vorbei und so mussten wir schon bald den Rückweg antreten. Auch dafür brauchten wir wieder zwei Stunden. Um 16.20 Uhr meldeten wir uns also beim Ranger zurück. Wir wurden in der Zutrittsliste zum Nationalpark wieder "ausgetragen" und somit war alles paletti. Also gabs keine Suchaktion nach drei verirrten Schweizern.

Abends, nach dem Nachtessen, sassen wir draussen unter dem Sternenhimmel und Thomas gab uns noch eine kleine Einführung in die "Sternenfotografie". Wow, wir waren erstaunt über die eindrücklichen Bilder, welche man auch mit unserer normalen und mindestens sechs Jahre alten Spiegelreflex-Kamera anfertigen kann. Danke Thomas für die tollen Bilder!

Zusammen mit Thomas, er in seinem 4x4 Suzuki-Jeep und wir mit unserem Camper, fuhren wir weiter zum Arenalsee. Vor dem Arenalsee erwischten wir aber unbeabsichtigterweise eine Nebenstrasse. Der letzte Teil dieser Strasse war plötzlich steinig, schlammig und mit tiefen Löchern übersäht. Kurz vor dem See wurde es noch steiler und matschiger, der tagelange Regen hatte hier ganze Arbeit geleistet. Nachdem uns dann noch ein Amerikaner zu Fuss entgegenlief und uns keuchend mitteilte, dass er sich mit seinem Miet-Auto im Matsch festgefahren hatte, war unser schon vorher gefällter Entschluss definitv klar. Wir drehten um und suchten eine bessere Strasse zum Arenalsee.

Nach einem kleineren Umweg auf guten Strassen hatten wir also schliesslich unser Ziel, Nuevo Arenal, erreicht. Tom's "German Bakery" wollten wir natürlich auch besuchen. Vor der Bäckerei stand auch schon ein uns bekannter Land Rover. Hey, Steffi und Mario, unsere "Berner" von der Finca Cañas Castilla, sind offenbar auch hier. So trafen wir uns also wieder. Nach einem leckeren Mittagessen bei Tom deckten wir uns noch mit feinem Brot ein und fuhren dann in der Ortschaft an einen kostenlosen Standplatz am See. Das Wetter spielte leider nicht mit, immer wieder regnete es. Um den lästigen Beissfliegen auszuweichen, hielten wir uns am Abend zu dritt im Camper auf. Plötzlich sahen wir in der Dunkelheit zwei Stirnlampen auf uns zukommen, es waren Steffi und Mario - "bewaffnet" mit ein paar sympathischen Bierchen. Also Türe auf, "herzlich willkommen" und rein in die gute Stube. Der Abend war lustig und lang. Dazwischen gab's zum Glück noch eine Stärkung in Form von Teigwaren, denn nur mit Trinken hat man halt noch nichts gegessen ;-)

Am nächsten Tag fuhren wir eine halbe Stunde weiter zur "kleinen Schweiz" am Arenalsee. Im Jahr 1989 hatte hier Franz Ulrich mit dem Bau eines echten Kuhstalles den Grundstein zu seiner Idee gelegt. Er wollte diese, mit den Voralpen vergleichbare Gegend, in eine "kleine Schweiz" umwandeln. In den Folgejahren entstanden ein zweiter Kuhstall, ein Hotel/Restaurant, eine Kapelle, ein Wohnhaus und sogar eine kleine Bergbahn mit einem Drehrestaurant hoch über dem See. Sein "la pequeña Helvecia" ist ein bekanntes Ausflugsziel und sogar internationale Medien berichteten über diesen schönen Flecken inmitten von Costa Rica. Das Wetter war leider weiter regnerisch und bewölkt, sodass die Aussicht auf den See und die Berge immer getrübt war. Den eigentlich bei schönem Wetter sichtbaren Vulkan Arenal sahen wir von hier aus leider nicht.

Mehr Glück mit einem Blick auf den Vulkan Arenal hatten Angi und Thomas auf dem Weg zu den Hängebrücken. Während Claudio im Camper zurückblieb und ein paar Sachen erledigte, fuhren Thomas und Angi zu den "puentes colgantes del Arenal", einem Park im Regenwald mit Wanderwegen und verschiedenen Brücken. Der Eintritt war mit 24 US-Dollar pro Person ziemlich happig, doch wir hofften, das eine oder andere Tier zu sehen oder von einer der Hängebrücken aus eine schöne Aussicht auf den Arenal zu haben. So angestrengt wir auch Ausschau hielten, die Tiere wollten sich einfach nicht zeigen. Versteckten sie sich etwa vor uns? Oder suchten sie Schutz vor dem Regen? Leider war auch der Vulkan mittlerweile wieder von Wolken umgeben und so blieb es bei der trotzdem schönen Wanderung durch den Regenwald und über die teilweise ziemlich hohen Hängebrücken.

Abschiedsgeschenk von Claudio's Mami, mit einem gut gemeinten Ratschlag. Zufälle gibt's, oder?
Abschiedsgeschenk von Claudio's Mami, mit einem gut gemeinten Ratschlag. Zufälle gibt's, oder?

Während unseres Aufenthalts in "la pequeña Helvecia" erhielten wir auch immer wieder mal Besuch von einem neugierigen Kätzchen. Das aufgeweckte und verschmuste Tier schlossen wir von Anfang an in unser Herz. So kam es dann auch, dass wir für kurze Zeit ein Haustier in unserem kleinen Camper hatten. "Lupita", so wie sich später herausstellte, gehörte zum Restaurant und fühlte sich auch in unserer kleinen 1-Zimmer-Wohnung sichtlich wohl.

Uns gefiel es trotz der Regengüsse und vielen Wolken gut, sodass wir gleich auch noch den Nationalfeiertag der Schweiz auf dem Gelände der "kleinen Schweiz" verbrachten. Wir haben die Gastfreundschaft von Herrn Ulrich und seinem Team, das gute Essen und die Möglichkeit, kostenlos vor dem Restaurant zu stehen, sehr geschätzt! Wir hoffen, dass wir dort auf dem Rückweg nochmals vorbeischauen können - dieses Mal dann aber lieber bei schönem Wetter.

 

Thomas hatte uns vorübergehend verlassen, denn er wollte mit seinem Mietauto noch den Süden von Costa Rica erkunden. So fuhren wir zu zweit bis nach La Fortuna. Rund um den aktivsten und auch jüngsten Vulkan des Landes, den Arenal, sahen wir immer wieder mal Hinweisschilder zu warmen Quellen. Diese Thermalquellen wollten wir uns nicht entgehen lassen, zumal das Wetter der letzten Tage auch nicht gerade prächtig gewesen war. Ein bisschen wellnessen tat uns gut. Der Camper war schnell parkiert, noch kurz was gegessen und schon bald lagen wir in den herrlich warmen Pools der Anlage. Am zweiten Tag liefen wir noch in Richtung Vulkan Arenal zu einem Aussichtspunkt hinauf. Zum Glück klarte das Wetter doch noch kurzzeitig auf und so konnten wir den Ausblick auf den Vulkan geniessen.

Übrigens gab es in der Anlage des Hotels Los Lagos auch ein paar Tiere zu beobachten. Die einen auf Gehwegen, die anderen zum Glück gut gesichert in Gehegen.

Unseren nächsten Stellplatz fanden wir bei Franziska und Fredy in Orosi. Die beiden Schweizer Auswanderer betreiben in Orosi eine Bäckerei, vermieten Unterkünfte und Fredy bietet Motorradtouren in Costa Rica an (www.costarica-moto.com). Von Anfang an fühlten wir uns hier herzlich willkommen. Der Stellplatz auf ihrem Privatgelände bot für ein paar US-Dollar fast alles was ein "Traveller-Herz" begehrt. Franziska belieferte uns sogar mit feinen Butterzöpfen, direkt vor die Campertüre. Vorallem waren wir auch wieder mal über ein gut funktionierendes WiFi froh. Thomas war inzwischen von seiner Tour in den Süden von Costa Rica wieder zurück und kam uns an seinem letzten Tag in Orosi besuchen. Gleichzeitig trafen auch Steffi und Mario mit ihrem Land Rover ein.

Grosse Runde mit unseren Gastgebern Franziska und Fredy, Thomas, Steffi und Mario.
Grosse Runde mit unseren Gastgebern Franziska und Fredy, Thomas, Steffi und Mario.

Am Abend sassen wir wieder mal in einer "grossen Schweizer-Runde" beim Apéro und vielen Reisegeschichten zusammen. Später kochten wir gemeinsam, Angi kochte ein leckeres Risotto und machte Salat, Steffi und Mario bereiteten ein "Cordon bleu nach Reise-Art" zu, denn Paniermehl hatte niemand von uns an Bord... ;-)
Am nächsten Tag mussten wir uns schon von Thomas verabschieden. Wer weiss, vielleicht kommst du uns ja nochmals besuchen - wir würden uns freuen!

Insgesamt blieben wir eine Woche bei Franziska und Fredy in Orosi. Dabei verbrachten wir viel Zeit damit, den Blog wieder einmal zu aktualisieren und ein paar Änderungen auf unserer Seite vorzunehmen. Erholung brachten uns Spaziergänge, Besuche in Fränzi's Bäckerei, die guten Gespräche und eine kleine Tour mit unseren Klapprädern in Orosi's Umgebung. Ausserdem haben wir gleich zehn feine Butterzöpfe in unserem Tiefkühler gebunkert :-)

 

Wir haben die Zeit in Orosi sehr genossen - herzlichen Dank an Franziska und Fredy für die Gastfreundschaft!

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Kommentare: 2
  • #1

    Marco Ramseier (Donnerstag, 21 August 2014 21:23)

    Weiterer cooler Bericht. Geniesst die Reise.

  • #2

    Gabi (Montag, 01 September 2014)

    Hallo Ihr Lieben! Da seid ihr aber schnell weitergefahren Richtung Costa Rica!! Wir sind wieder heile zurück in Deutschland und es fühlt sich fast schon so an, als wären wir gar nicht weggewesen. Wir wünschen Euch noch eine schöne Zeit...Die Familie aus Köln