Wir verliessen das mexikanische Chetumal und fuhren zuerst mal an die dortige Grenze. Die Ausreise ging schnell und problemlos. Danach fuhren wir weiter durch den langen, mit hohen Betonmauern und Stacheldraht gesäumten Korridor an die Grenze von Belize. Dort hatten wir deutlich länger als andere Reisende, denn zwei Grenzbeamte wollten ein bisschen an uns Gringos verdienen. Sie forderten zwingend eine Hotelreservation über drei Nächte. Weil wir diese logischerweise nicht hatten (und auch nicht wollten!), verweigerten sie uns die Einreise.
So viel sei hier verraten, wir haben es nach über zwei Stunden doch noch geschafft - ohne Hotelreservation. Die ganze Grenzgeschichte und wie wir schliesslich ganz legal in Belize landeten, gibt's unter "Grenz-Erfahrungen". Endlich konnten wir also die Grenzen hinter uns lassen. Belize - wir kommen!
Belize ist flächenmässig übrigens ein sehr kleines Land. Verglichen mit der Schweiz verfügt das Land ein bisschen mehr als die Hälfte von Quadratkilometern Fläche. Ungefähr 300'000 Einwohner zählt das Land, von Mestizen (welche Weisse und Indigenas als Vorfahren haben), zu Dunkelhäutigen und Kreolen, Garifunas ("schwarze Kariben", eine auf St. Vincent entstandene Kultur aus gestrandeten westafrikanischen Sklaven oder Saisonarbeitern), Araber, Libanesen, Chinesen, Inder und auch Weisse aus Nordamerika und Europa. Ein herrlicher "Multi-Kulti-Mix", welchen man den sympathischen Einwohnern Belize's auch ansieht.
Unser erstes Ziel war Orange Walk, eine von sechs Provinzen von Belize. Die gleichnamige Provinz-Hauptstadt Orange Walk beheimatet etwa 50'000 Einwohner und liegt um die 90 Kilometer von Belize City entfernt. Gemütlich fuhren wir dorthin und liessen die ersten Eindrücke auf uns wirken. Das karibische Flair ist fast überall zum greifen nah. In Orange Walk angekommen trafen wir kurze Zeit später im Lamanai Riverside Restaurant ein. Dort sind Reisende mit ihren Mobilen herzlich willkommen! Nachdem wir unseren Truck auf die Wiese gestellt hatten, liessen wir uns wieder mal bekochen, quasi zur Entschädigung des Ärgers an der Grenze. Eine Tour zu den Lamanai-Ruinen buchten wir gleich im Restaurant bei der Betreiberin. Am nächsten Tag sollte es losgehen. Die Zeit bis zum Sonnenuntergang (um 19.00 Uhr ist's schon dunkel) nutzten wir für einen kleinen Spaziergang in die kleine Stadt. Karibische Musik, freundliche Menschen, von Asiaten geführte Läden, Rastas mit verfilzten Haaren und streunende Hunde erwarteten uns.
Tatsächlich, punkt 09.00 Uhr fuhr ein Motorboot direkt beim Lamanai Riverside Restaurant zu. Zuerst ging es aber ein bisschen flussabwärts um noch andere Touristen aufzunehmen. Schliesslich
waren wir 22 Personen und düsten gleich flott los. Links und rechts zog der Urwald an uns vorbei. Der Guide, Ignacio, lenkte das stark motorisierte Boot gekonnt um die zum
Teil kurvigen und schmalen Wasserstrassen. Zwischendurch hielt er immer wieder an um uns Tiere oder Pflanzen zu zeigen. Auch kreuzten wir ein Schiff, welches zwei grosse Ladungen
Zuckerrohr hinter sich her schleppte. Leider war die am Ufer gelegene Rum-Distillerie nicht besuchbar ;-)
Nach etwa zwei Stunden Bootsfahrt legten wir am Steg der Lamanai-Ruinen an. Bevor es mit der Besichtigung vom "untergetauchten Krokodil" (so die Maya-Übersetzung von Lamanai) losging, wurden wir
verpflegt. Die mitgeführten Boxen zauberten feine Salate, Pouletstücke, Reis und kühle Getränke hervor. Ui, Achtung mit der wirklich scharfen Zwiebelsauce - die hatte es in sich.
Nach einem Museumsbesuch führte uns Ignacio, der übrigens "Maya-Nachfahre" und studierter Archäologe ist, durch die Ruinenanlage. Wow, ganze 3000 Jahre lang sollen die Ruinen von den Mayas bewohnt und zu Spitzenzeiten von ca. 20'000 Personen bevölkert gewesen sein. Damit gehört sie zu den am längsten kontinuierlich besiedelten Mayastädten. Sogar als die Spanier im 16. Jahrhundert nach Belize kamen, war Lamanai noch besiedelt. Ein Grund dafür war sicher das jederzeit vorhandene Wasser aus dem Fluss. Viele der vorhandenen Ruinen liegen übrigens noch im Verborgenen. Belize fehlt das Geld um noch mehr Stätten freizulegen.
Wir erklommen natürlich alle Pyramiden, von der grössten aus hatte man eine super schöne Aussicht auf Dschungel und Fluss. Da viele Touristengruppen schon vor uns auf dem Rückweg waren, hatten wir viele Anlagen fast für uns alleine. Unser Boot war das letzte, welches Lamanai verliess. Die rasante Bootsfahrt und der erfrischende Rumpunch brachten die ersehnte Abkühlung. Ein älterer Amerikaner sprach uns noch auf unsere Herkunft an. Als wir unsere bisherige Reise und unsere zukünftigen Pläne erklärten, standen wir plötzlich unfreiwillig im Mittelpunkt der ganzen Gruppe. Es folgten einige interessante Fragen, welche wir gerne beantworteten. Schliesslich gab uns der ältere Mann noch seine Adresse. Falls wir auf dem Rückweg bei ihm vorbeikommen würden, könnten wir bei ihm stehenbleiben und er würde uns gerne die Umgebung zeigen. Wer weiss, vielleicht passt's ja ;-)
Um 16.00 Uhr wurden wir dann wieder an unserem Ausgangsort abgesetzt. Glücklich, durchgeschwitzt und zufrieden liessen wir die Eindrücke der letzten Stunden auf uns wirken. Der Ausflug hat uns sehr gut gefallen.
Toll, am nächsten Tag war Angi's Fuss plötzlich angeschwollen. Ein Mücken- oder Beissfliegenstich war errötet und sichtlich entzündet. Mist, sieht nach einer Infektion aus. Also recherchierten wir zuerst im Internet und haben dann in Orange Walk eine Apotheke aufgesucht. Die erste war ein absoluter Reinfall. Die Angestellte fragte Angi, was sie denn alles haben möchte und hatte offensichtlich keinen Plan... Bei der zweiten Apotheke neben dem örtlichen Spital kriegte Angi dann Beratung, Antibiotika und etwas schmerzstillendes. Okay, es waren 8 Stück Antibiotika und somit kosteten die insgesamt 16 Tabletten 8 Belize Dollar (ca. Fr. 3.60). So einfach geht die belizianische Berechnung.
Optimistisch fuhren wir weiter nach Belize City. Dort quartierten wir uns in der Old Belize Marina ein. Im Hafen schauten wir den ein- und ausfahrenden Booten zu, Angi versuchte ihren Fuss zu schonen.
Leider zeigten die erhaltenen Medikamente nicht die gewünschte Wirkung. Angi's Fuss war fast unverändert, das Gehen fiel ihr immer noch schwer. Neu hinzu kam noch ein schmerzender und entzündeter Hals. So wurde ein Arztbesuch in Belize City notwendig. Von der freundlichen Marina-Betreiberin wurden wir beim Arzt schon vorangemeldet und so ging alles flott. Doktor Hidalgo sah sich das Ganze an und verschrieb dann nochmals Antibiotika für eine ganze Woche. Die von der Apotheke erhaltenen Medis waren wohl zu schwach um eine Wirkung zu erzielen.
Allmählich ging es Angi an den Folgetagen zum Glück wieder besser. Die vom Arzt verschriebenen und höher dosierten Antibiotika wirkten und ausser Müdigkeit spürte Angi zum Glück keine Nebenwirkungen. Der Arzt riet ihr jedoch, ganz auf Milchprodukte und eisenhaltige Sachen zu verzichten. Was? Somit fiel das morgendliche Nesquik, Käse und noch so anderes, wie zum Beispiel auch Alkohol, weg - das ist nicht fair, meinte Angi ;-) Wir machten somit nicht viel, vertrieben uns die Zeit mit lesen, radelten mit unseren Klapprädern auf die andere Seite des Hafens um im dortigen Restaurant die WM-Fussballspiele zu gucken. Abwechslung brachten auch die sympathischen Gespräche mit den Bootscrews der Touristenboote oder der Besuch von Ingrid und Franz, die beiden Deutschen mit ihrem Unimog-Lastwagen. Nach fünf Tagen krankheitsbedingtem Aufenthalt in der Marina war es nun Zeit weiterzufahren. Angi war wieder gut zu Fuss unterwegs.
Der Zoo von Belize, davon hatten wir schon viel gelesen und gehört. Unseren Übernachtungsplatz fanden wir am Nachmittag beim nahe gelegenen Tropical Education Center des Zoos. Gegen Abend erkundeten wir die nähere Umgebung auf einem der zahlreichen Wanderwege. Leider war da tiermässig nicht viel los und es regnete immer wieder mal. An einem Teich erspähten wir schliesslich ein Krokodil. Wie immer lag das Tier regungslos und träge im seichten Wasser. Als ein anderes Krokodil in die Nähe schwamm, ging jedoch plötzlich die Post ab! Das Krokodil setzte zu einem Spurt an, das Wasser platschte und stob zu beiden Seiten. Wow, die Kraft und Schnelligkeit erstaunten uns sehr! Also baden ist hier wohl nicht so eine gute Idee ;-) Wenn sie dann mal loslegen, sind diese Tiere einfach rasend schnell.
Am nächsten Tag besuchten wir den Belize Zoo. Wir waren die ersten Besucher des Tages und hatten somit die Tiere für eine ganze Weile fast für uns alleine. Ein Zoo-Angestellter erklärte uns
einiges über das Nationaltier von Belize, dem putzigen Tapir. Erstaunt waren wir auch, dass so ein Tier mindestens vier Minuten am Stück so richtig Wasser lassen kann. Dies zum Glück nicht gerade
vor unseren Schuhen, sondern in einem Meter Entfernung. Angi ist heute noch davon beeindruckt :-D
Die Spider Monkeys aus dem Nachbargehege schauten uns neugierig an und turnten in den Bäumen umher. Die wohl schönste Begegnung hatten wir mit einem Ozelot, einer Raubtierart aus der
Familie der Katzen. Gemäss Infotafel verlor das herzige Tierchen seine Eltern in einem Sturm und wurde von Leuten des Belize Zoo gerettet. So gewöhnte sich "Baby Rhaburn" schnell an Menschen
und wurde zahm. Tatsächlich, kaum standen wir am Zaun kam "Rhaburn" zu uns und wollte offensichtlich spielen. Trotz aller Vernunft konnten wir uns schliesslich nicht mehr zurückhalten und
beschäftigten die kleine Katze mit ein paar durch das Gitter gesteckten Zweigen, welche sofort erklettert und mit den Zähnen herausgezogen und bearbeitet wurden. Nach einer
Viertelstunde verabschiedeten wir uns, "Rhaburn" schaute traurig hinterher.
Es gab noch so einiges interessantes zu sehen. Brüllaffen, Leoparden, Tukane, Papageien, Krokodile, Adler, Eulen - alles Tiere, welche in Belize vorkommen. Der Zoo hat uns gut gefallen, und so waren 2,5 Stunden wie im Nu, trotz der schwülen und drückenden Hitze, schnell vorbei. Die Betreiber geben sich sichtlich Mühe, den Tieren möglichst einen naturnahen Lebensraum zu bieten. Wildfänge sind übrigens tabu, die Tiere werden gerettet, aufgepäppelt und wenn möglich wieder in ihren natürlichen Lebensraum zurückgebracht. Dort wo es nicht mehr geht, finden die Tiere ein neues Zuhause im Zoo.
Nach den Erkundungen im Zoo, natürlich bei diesen Temperaturen immer schön durchgeschwitzt, waren wir wieder zurück auf der Strasse. Diese waren in Belize übrigens gar nicht so übel. Meistens geteert, hie und da Schlaglöcher und ab und zu mal einen Topes um die Geschwindigkeit zu reduzieren.
Am Strassenrand sahen wir immer wieder kleine Holzhäuser, die meisten waren auf Stelzen erbaut. Auch einfachste Verschläge mit Palmen oder verrosteten und löchrigen Blechen bekamen wir zu sehen. Wir merkten schnell, dass hier wohl viele Leute mit wenig auskommen müssen. Hinzu kommt das stete Risiko, dass ein Hurrikan zuschlägt und alles verwüstet.
Anschliessend an den tierischen Zoo-Besuch fuhren wir nach Belmopan, der Hauptstadt von Belize. Wir machten eine Fahrt durch die Stadt, es gab keinen Grund, irgendwo mal anzuhalten. Diese "Stadt" machte auf uns eher den Eindruck eines unspektakulären Dorfes. Wir entschieden uns daher in Richtung San Ignacio zu fahren. Bei Spanish Lookout (ein im Jahr 1958 durch 75 Mennoniten-Familien besiedeltes Gebiet) erhofften wir die eine oder andere Begegnung mit den Mennoniten zu haben. Je nach mehr oder weniger strengen "Regeln ihrer Anführer" benützen sie keine modernen Mittel - verachten Landwirtschaftsmaschinen, Autos, Handys, Fernseher und vieles mehr. Leider wurden wir enttäuscht, bis auf einen Mann, welcher mit einer Pferdekutsche auf der Strasse unterwegs gewesen war, sahen wir nicht mehr viel. Ausser riesengrosse Felder. Kein Wunder kann bei diesen Dimensionen Spanish Lookout weite Teile von Belize mit seinen Agrarprodukten beliefern.
Plötzlich hörte unser Weg auf und wir standen nach holpriger Strasse vor einem Fluss mit einer Fähre. Die Wegfahrt am anderen Ufer schien ziemlich steil. Die Steigung wäre ein Klacks gewesen, jedoch hätten wir eventuell die Stützen des Campers beim Wegfahren von der Fähre riskiert. Wir liessen es sein, verzichteten auf einen Versuch und holperten die gleiche Strecke wieder zurück. Wenigstens konnten wir bei der Rückkehr in Spanish Lookout noch einen 12 Volt-Ventilator auftreiben. Dank Batteriestrom können wir nun bei Bedarf der schwülen Hitze im Camperinnern trotzen.
In San Ignacio, kurz vor der Grenze zu Guatemala, erledigten wir wieder ein paar Sachen. Vorallem nutzten wir das dort vorhandene WiFi um den letzten Blog aus Mexiko online zu stellen und auch schon den nächsten wieder vorzubereiten. Es ist nicht immer einfach, ein gut funktionierendes Internet aufzutreiben, wo man dann auch ein paar Stunden einigermassen ungestört arbeiten kann.
In San Ignacio besuchten wir die lebhaften Strassen, den Markt, schauten die zwei WM-Fussballspiele des Tages und Angi liess sich (mit leider mässigem Erfolg) die Haare schneiden. Sie sind nun kürzer und mit viel Fantasie auch gaaaaanz gerade geschnitten ;-)
Belize hat uns beiden sehr gut gefallen. Das karibische Flair und vorallem die sehr freundlichen und aufgestellten Leute machten es für uns aus. Wir hatten etliche sympathische Begegnungen. Sicher hat auch die englische Sprache (Landessprache von Belize) geholfen, da wir damit auf einen grösseren Wortschatz zurückgreifen konnten.
Nach zwei Nächten in San Ignacio legten wir nun unsere Unterlagen für den Grenzübertritt nach Guatemala bereit. Wie wird es wohl bei dieser Grenze? So viel sei hier bereits verraten: Auch die Guatemalteken versuchten, uns unberechtigerweise ein bisschen "Gringo-Extrageld" zu entlocken...
Kommentar schreiben
Marianne (Sonntag, 20 Juli 2014 13:10)
..gut, dass Angi's Fuss wieder heile ist. Das linke Füsschen sieht schon schöner aus. Übrigens, beim letzten Blog fand ich das Foto mit all euren Reisefreunden interessant, da wir als Aussenseiter nun auch die Gesichter und nicht nur die Namen kennen. Danke, macht weiter so...