Die nächsten grossen Nationalparks wollten wir natürlich auch noch erkunden. Nach zwei Tagen gemütlicher Fahrt und dem dringenden Einkauf von frostsicherem Scheibenwasser für den Truck standen wir auf dem Parkplatz des Grand Canyon Besucherzentrums. Da es relativ kalt und windig war, rüsteten wir uns mit Jacken und Mützen aus. Schon nach einem kleinen Spaziergang lag der Grand Canyon vor uns. Seinen Namen trägt er zu Recht. Eine gewaltige Schlucht tat sich vor uns auf, unsere Augen schweiften über rote Felsen in die Ferne. Im ersten Moment waren wir wirklich sprachlos. Trotz Kälte und Wind standen wir fast eine halbe Stunde vor dieser gewaltigen Kulisse und schauten uns satt. Nicht nur um uns aufzuwärmen, sondern vielmehr um diverses Info-Material zu besorgen, besuchten wir danach das Besucherzentrum. Zwei Filme erzählten uns einiges über den Nationalpark und wir erhielten wieder tip tope Informationen.
Für 35 Dollar die Nacht quartierten wir uns im Trailer Village Campground ein. Wir richteten uns wieder einmal mehr gemütlich ein, dank vorhandenem Strom heizten wir mit unserem kleinen Elektroofen und konnten so unsere Gastanks schonen. Am nächsten Tag, es war den ganzen Tag wieder nicht wärmer als 7 Grad, machten wir eine kleine Wanderung in den Canyon hinunter. Ein Gratis-Shuttlebus brachte uns zum Anfang des Bright Angel Trail. Zu Beginn waren recht viele Leute auf dem Weg unterwegs. Wie üblich, je länger man wandert, desto weniger Personen begegnet man. Der zum Teil schmale Pfad lag leider immer im Schatten und bereits nach kurzer Zeit hatte Claudio's Knie wieder tüchtig was zu motzen. Deswegen kehrten wir beim 1 1/2-Mile-Resthouse um und nahmen die 340 Höhenmeter hinauf wieder unter die Füsse. Den restlichen Tag fuhren wir mit dem Shuttlebus dem Canyon entlang bis Hermits Rest. Bei sämtlichen Haltestellen verliessen wir den Bus, machten kleine Spaziergänge, genossen das Panorama und bestiegen dann einen Bus bis zum nächsten Aussichtspunkt. Beim Mohave Point genossen wir den Sonnenuntergang und kehrten danach wieder zum Camper zurück. Dieses Mal waren wir froh, dass wir zusätzlich zum Elektro- noch den Gasofen anwerfen konnten! Brrrr... es war einfach a....kalt.
Bevor wir am nächsten Tag dem Canyon auf Wiedersehen sagten, sahen wir unseren Campingplatznachbarn, einem "Rudel Inder", beim "Indisch-Dumpen" zu. Nachdem der Abwasserschlauch irgendwie an ihrem Mietmobil angebracht worden war, rutschte dieser nach dem Öffnen des Ablassschiebers sofort weg und die ganze Sch....weinerei (natürlich aus der Toilette) verteilte sich auf ihrer Parzelle. Irgendwann schlossen sie zum Glück den Schieber wieder. Die drei Inder - wohl ratlos - verzogen sich danach wieder in ihren grossen Camper. Eine halbe Stunde später entschloss sich dann einer, die ganze S....uppe einfach über den Betonplatz auf Nachbars Parzelle fliessen zu lassen. Claudio konnte dem Ganzen nicht mehr zusehen... Er unterbrach sein Morgenessen, griff nach seinen Dump-Handschuhen und ging helfen. Der Abwasserschlauch war bald problemlos angebracht und mit einer Drehbewegung auch richtig gesichert. Nun hätte eigentlich das ordentliche Entleeren der Tanks weitergehen können, der Wille der Inder war jedoch offensichtlich verflogen. Sie verliessen einige Zeit später, schick angezogen, ihr Mietmobil und liessen die ganze Schweinerei auf dem Platz liegen und trocknen. Tja, wir waren froh, dass ihr Platz einige Meter von uns entfernt war...
Nachdem auch wir unsere Abwassertänke geleert hatten, natürlich nicht auf die indische Art, verliessen wir den Park über den Desert View Drive. Der heutige Tag war wieder sehr kalt und der Canyon hatte sich mystisch in Nebel getaucht. Wir hielten fast bei jedem Aussichtspunkt an und fotografierten das einzigartige Naturspektakel zwischen Canyon, Nebelschwaden und Sonne. Nach dem Besichtigen des Watchtowers verliessen wir nach einer kurzen Fahrt den Grand Canyon National Park.
Bevor wir den Zion Nationalpark ansteuerten, mussten wir wieder einmal unsere Wäsche erledigen. Dies taten wir in einer Wäscherei in Kanab. Allgemein sind die öffentlichen Wäschereien (Laundries)
oft ein Treffpunkt für verschiedenste Leute. Meistens werden wir von den anderen mindestens mal komisch angeschaut (Was sprechen die denn für eine Sprache?), einige sprechen uns direkt auf
unsere Herkunft an und dann entstehen immer wieder coole Gespräche. Nachdem alles erledigt war ging es wieder zurück auf die Strasse. Das Wetter war bunt gemischt. Von Sonnenschein bis hin zu
Schnee - es war alles vorhanden. Beim Eingang zum Zion Nationalpark wurde unser Truck-Camper zuerst vermessen. Da unser Gefährt für den einen der zwei folgenden Tunnel zu breit war,
mussten wir 15 Dollar für die Durchfahrt bezahlen. Dafür durften wir den ganzen Tunnel im Einbahnverkehr und in der Mitte der zwei Fahrspuren befahren.
Auch der Zion Nationalpark geizt nicht mit seinen Reizen! Schon alleine die Anfahrt zwischen den Bergen ist toll. Bevor wir den Watchman Campingplatz erreichten, durften wir noch ein
paar schöne Fotos von Dickhornschafen schiessen. Man hätte fast glauben können, dass diese nur für die Besucher in der Sonne posieren würden. Beim Eingang zum Campground sprach uns die
Rangerin (welche die Campingplatzgebühren einkassierte) auf unsere Herkunft an (da passte wohl das kanadische Kontrollschild des Trucks nicht zu unserem Akzent). So erzählten wir dann ein
bisschen von unserer Reise. Bevor die Nacht einbrach (um 17.30 Uhr ist es oft schon ganz dunkel) gönnten wir uns noch einen kleinen Apéro in Form eines Bierchens für Claudio und eines Ciders
(Apfelschaumwein) für Angi.
Am nächsten Tag erkundeten wir den Park mit dem Auto, wie auch zu Fuss. Müde von den Erkundungen leisteten uns am späteren Nachmittag auf dem Campingplatz noch zwei Rehe Gesellschaft. Die Zeit bis zum Sonnenuntergang vertrieben wir uns mit einem guten Buch, fotografieren und Claudio machte ein paar Flugaufnahmen mit seiner ferngesteuerten Drohne.
Am zweitletzten Tag unseres Aufenthalts war das Wetter bestens und so beschlossen wir, den "Landeplatz der Engel" (Angels Landing) zu besteigen. Dabei handelt es sich um eine 1765 Meter hohe
Felsformation im Zion Nationalpark. So nahmen wir also den Weg in Angriff. Ein grosser Teil des Weges ist sehr gut ausgebaut und sicher. Als wir auf einem ersten Plateau standen, wurden wir auf
zwei Ranger und ein grosses Plakat mit einem Kondor aufmerksam. Wir grüssten freundlich und kamen sehr schnell ins Gespräch mit den Beiden. Sie erzählten uns einiges über die Kalifornischen
Kondore und das Aufzuchtsprojekt im Park. Es ist erstaunlich, dass es diese Vögel überhaupt noch gibt! Im Jahr 1987 wurde einer der noch existierenden 27 Kondore eingefangen und mit der Nachzucht
begonnen. Seither gibt es wieder um die 400 Exemplare. Leider konnten wir auf unserer bisherigen Reise noch keinen dieser Vögel beobachten und fotografieren.
Nach dieser netten und lehrreichen Unterhaltung lag "Angels Landing" vor uns. Wir erkannten den schmalen Aufstieg, welcher zum Teil mit Ketten ausgestattet ist, wo man sich festhalten kann. Auch
wenn es Angi bereits beim Anblick des steilen Aufstiegs mulmig geworden war, versuchten wir es. Trittfestigkeit und keine Höhenangst sind ein Muss - denn sonst geht es auf den schmalen
Pfaden sehr rassig auf dem schnellsten Weg bergab. Wir erreichten ein weiteres Plateau und entschlossen dort den Rest des Berges nicht mehr zu erklimmen. Es wäre noch steiler und schmaler
geworden - die Vernunft hat (auch bei Claudio) schliesslich gesiegt ;-)
Auf dem Plateau genossen wir die herrliche Aussicht und die am Vortag gemachten und fein gefüllten, kalten Omeletten. Nach einer längeren Pause machten wir uns schliesslich wieder auf den Rückweg. Claudio's Knie machte zum Glück auch wieder einigermassen mit.
Für den nächsten Tag war eine grosse Schlechtwetterfront mit Kälteeinbruch und Schneefall angekündigt worden. Da wir nicht im Schnee hängenbleiben und keinen Unfall auf schnee- oder eisbedeckter Strasse riskieren wollten, verliessen wir zwei den Park. Den Morgen nutzten wir jedoch noch für eine letzte Wanderung zu den Emerald Pools, drei verschiedenen Wasserbecken und einem Wasserfall. Für uns wars ein fantastischer Nationalpark. Er ist wunderschön und in der Nebensaison sicher auch nicht zu überfüllt. Wie es in der Hochsaison dort wohl aussieht, wenn alle in die Natur des Zion's stürmen?
Nach der kurzen Wanderung verliessen wir also den Zion Nationalpark. Kurz vor Kanab sahen wir einige merkwürdige Löcher in einem Berg. Wir hielten kurzentschlossen an und erklommen die Felswand,
welche dorthin führt. Oben angekommen betraten wir einige Sandsteinhöhlen. Der Sandstein war ziemlich weich und so ritzten leider irgendwelche Leute (ärgerlicherweise!) ihre Initialen, Herzchen
und sonstige Wörter in den Stein... Schade um die schönen Höhlen!
Bevor wir uns weiter auf den Weg nach Page machten, hielten wir wieder in Kanab an. Dieses Mal jedoch nicht in der Laundry, sondern zum Zmittag im Subway. Die Sandwiches kann man dort selber
zusammenstellen und sie waren wie immer köstlich. Würdet ihr zu Hause bitte dafür sorgen, dass sich Subway auch in der Schweiz weiter ausbreitet? Wir finden diesen Laden einfach super! :-)
Um nicht doch noch im Schnee zu landen, fuhren wir möglichst weit in etwas wärmere Regionen. In Page, welches in Arizona am Lake Powell liegt, bezogen wir schliesslich unser nächstes
Lager. Schön, wir bezahlten für eine einwandfreie Anlage mit Strom, Wasser, Hallenbad und sogar Whirlpool nur 22 Dollar. Gegen Abend fuhren wir noch einkaufen und waren dann gespannt
auf den angekündigten Wetterwechsel mit Schneefall. Kalt war es draussen ja schon seit etlichen Tagen! Der Wind nahm am Abend um einige Windstärken zu. So schaukelte unser Camper, wie wenn man
sich auf einem Boot befinden würde. Um diesem Gerüttel zu entfliehen, huschten wir in den warmen Whirlpool. Dort waren wir nicht alleine - zwei Navajo-Natives hatten wohl die gleiche Idee. Schon
bald begannen wir miteinander zu quatschen und es gab ein nettes Gespräch. Wir erfuhren einiges über ihre Kultur, ihre Sprache und die Region. Erst kurz bevor das Hallenbad geschlossen wurde (und
der "Rausschmiss" drohte), verabschiedeten wir uns und verliessen noch rechtzeitig das Bad. Zurück im Camper war der Wind nicht schwächer geworden, im Gegenteil. Trotz Gerüttel fanden wir dann
irgendwann den Schlaf in unserem kuschligen "Boot".
Da am nächsten Tag das Wetter immer noch etwa gleich war und unser Camper den ersten und zum Glück geringen Schneefall abbekam, verlängerten wir unseren Aufenthalt um einen weiteren Tag.
Nochmal ein bisschen shoppen, Sachen organisieren, bloggen... auch dieser Tag ging schnell vorbei und wir hofften auf Wetterbesserung.
In der Nähe von Page kann man die Antelope Canyons besuchen. Wir entschieden uns für den Lower Antelope Canyon, bezahlten am Eingang und warteten auf die Tour-Führerin. Als diese kam, waren wir
in unserer Gruppe lediglich zu viert - im Sommer schleust die Begleitperson Gruppen von bis zu 60 Personen (!!!) gleichzeitig durch die Schlucht! Zum Glück dürfen wir in der
Nebensaision reisen.
Die junge Native-Frau führte uns zuerst auf einer schmalen Stahltreppe in den Canyon. Sie erzählte einiges über die Entstehung und Geschichte der Schlucht. Einige der Steine sahen aus wie Figuren
und haben dementsprechende Namen: die Frau mit den wehenden Haaren, Indianer mit Kopfschmuck, Adler und viele mehr. Zugegeben, zum Teil brauchte man seeeehr viel Fantasie um die Bilder zu sehen.
Der Canyon war, wie man ihn von fantastischen Bildern her kennt und ein Paradies für ambitionierte Fotografen. Nach zirka 1 1/2 Stunden erklommen wir die letzte Stahltreppe und standen
wieder inmitten der Wüste im warmen Sonnenschein.
Danach besuchten wir auch noch den bekannten Horseshoe Bend in Page. Der Colorado River macht dort eine hufeisenartige Biegung - deshalb auch der Name. Über einen Fussweg erreichten wir den Aussichtspunkt. Der Blick auf den 300 Meter weiter unten fliessenden Colorado war der kleine Spaziergang wert. Zurück in Page landeten wir wieder mal beim Subway, füllten unseren Truck mit etlichen Gallonen Diesel auf und auch die zwei Gasflaschen luden wir nach. Man weiss ja schliesslich nie, wie kalt es die nächsten Tage noch werden wird.
Unser nächstes Ziel war das Monument Valley. Nach einer Nacht auf dem Campground der Gouldings Lodge (auf dem ganzen grossen Platz waren mit uns nur zwei Reisemobile anwesend) besuchten
wir zuerst das Visitor Center und die dortige Ausstellung. Die Ebene und die Tafelberge sind schon von dort aus sehr eindrücklich. Kein Wunder wurden hier etliche Filme gedreht,
wie zum Beispiel der Westernklassiker "Spiel mir das Lied vom Tod".
Trotz der Warnung, dass der "17 mile roundtrip" für Reisemobile nicht geeignet ist, nahmen wir die Holperstrecke in Angriff. Schliesslich haben wir ja Alaska's Strassen und auch den Dempster
Highway im hohen Norden Kanada's überlebt. Bald merkten wir jedoch, dass die Warnungen einmal tatsächlich mehr als berechtigt waren. Unser 4x4-Truck mit dem Camper (alles zusammen über 5 Tonnen
schwer) wurde arg strapaziert. Nach einer halbstündigen, langsamen Schaukelfahrt machten wir erstmal eine längere Pause und traten später den Rückweg an. Dieser hatte es in sich! Steile
Steigungen mit Löchern und Bodenwellen gespickt - unser ganzes Gefährt schaukelte gefährlich hin und her. Endlich waren wir wieder zurück auf dem Parkplatz des Besucherzentrums. Nein, sowas
machen wir nie wieder freiwillig! Okay - vielleicht war das Ganze ja auch nur eine kleine Vorbereitung auf die Strassen Mittelamerikas?
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corry & mike (Freitag, 10 Januar 2014 12:10)
Hee ihr 2....wenn ihr Subway so liebt, macht doch mal ein Abstecher in einen Quiznos Sub...mmmhhh Hot Sandwiches!!
Weiterhin viel Spass!!Grüsse
Marianne (Freitag, 10 Januar 2014 16:06)
Wow, diese Foto's, fantastisch, atemberaubend..
Danke dafür. Weiterhin gute Fahrt.
Marianne
Margarete (Samstag, 11 Januar 2014 17:16)
Angels Landing, da kommen grosse Gefühle. Im Moment seit ihr auf dem Pfad den ich vor Jahren gegangen bin. Verstehe eure Unersättlichkeit und Freude an den Eindrücken. Danke für daran teilzuhaben. Liebe Gruss
Mami & Peter (Sonntag, 12 Januar 2014 21:27)
Hallo zäme
Aha....... jetze wüsse mir warum dr Claudio e Stütze mues flicke.... alles klar ;-)
Ganz tolli Föteli heit dir vom Lower Antelope Canyon gmacht, sehr speziell!!! Dä kenne ig nid, ig mues dä grad im Reiseführer sueche u no me läse u vernä vo däm...
Ganz liebi Grüess und gueti Vorbereitig für Mexico
Mami & Peter
Martina (Montag, 13 Januar 2014 22:19)
Hier ihr zwei
Immer wieder interessant eure Berichte...und die tollen Fotos wecken gleich alte Erinnerungen. Der Antelope Canyon finde ich ein absoluter Traum!
übrigens, Subway liebe ich auch über alles...und es gibt in der Schweiz einzelne Filialen. z.B. in Egerkingen...ich war mal dort um das Feeling zu test...es war gut...aber nicht soooo schmackhaft wie es im Ausland ist... Aber ihr könnt euch also freuen...wenn ihr iiiiiirgendwann wieder mal in die Schweiz kommt - auch hier gibt es Subways :-)
Geniesst es weiterhin und hend Sorg
Liebe Grüsse
Martina
Brueder (Dienstag, 14 Januar 2014 21:12)
Genial schöni Bilder! Gnüsseds witerhi! Liebi Grüess D&C
Brendan (Dienstag, 14 Januar 2014 21:38)
Immer wieder schön "bei euch" vorbeizuschauen ;-) danke für's Teilen!
Lieber Gruss aus Emmen
Brendan