Nachdem sich unser Truck und auch wir uns vom Dempster Highway und der darauf folgenden Putz-Session einigermassen erholt hatten, konnte unsere Reise weitergehen. Von Dawson City aus hatten wir den Top of the World Highway nach Alaska ins Auge gefasst. Laut Reiseführer eine teilweise rauhe Schotterstrasse (nicht schon wieder...) mit eindrucksvoller Streckenführung, eben "top of the world" - hoch oben mit weiten Ausblicken. Wir legten den ersten Teil der Strecke von Dawson City nach Chicken zurück und reisten fast nebenbei in Alaska ein. Im Vergleich zur letzten Einreise auf dem Weg nach Skagway war das ein richtig angenehmer Grenzübertritt.
Die Strecke hat uns allerdings nicht so wirklich aus den Socken gehauen - wahrscheinlich waren wir noch zu fest von der wunderschönen Landschaft vom Dempster Highway verwöhnt. Was uns gefallen hat, war eine kleine, verlassene Hütte mit einer "Tankstelle" und alten, vor sich hinrostenden Autos. In jeder Ecke gab es wieder etwas zu entdecken, fast ein kleines Museum und eine gute Gelegenheit, sich etwas die Füsse zu vertreten.
Am späteren Nachmittag trafen wir also in Chicken ein. Chicken ist ein sehr, sehr kleines Dorf mit grosser Goldgräber-Geschichte. Ausser Campgrounds, Cafés resp. Imbiss-Buden, Souvenirläden, einer Bar (!) und zwei Tankstellen hat das Kaff mitten im Nirgendwo nicht viel zu bieten. Uns ist dieser "Ort" mit 10 bis 15 Einwohnern sehr schräg in Erinnerung geblieben, doch wir hatten einen lustigen Abend dort...
Ebenfalls komisch ist, wie Chicken zu seinem Namen kam. Eigentlich sollte der Ort "Ptarmigan" (= Schneehühner) heissen. Da jedoch niemand diesen Namen aussprechen - und erst recht nicht schreiben - konnte, wurde er kurzerhand Chicken getauft :-)
Weitere interessante "Facts" über Chicken hängen in der Imbiss-Bude an der Wand (siehe Foto). Wir können so ziemlich alles bestätigen, nur "Tucker" haben wir während unserem Aufenthalt nie zu Gesicht bekommen - er lebte offensichtlich zu gefährlich ;-)
Uns gefiel die schräge Atmosphäre und so entschieden wir, den Abend in der Bar und die Nacht auf dem "Gratis-Campground", also auf dem Parkplatz neben der Imbiss-Bude, zu verbringen. Nebst einem Schweizer, welcher seit Monaten mit seinem Fahrrad unterwegs ist, lernten wir auch ein deutsches Ehepaar kennen, welches mit dem selber ausgebauten VW LT Nordamerika bereist. Es ergaben sich nette Gespräche und wir nahmen anschliessend die Bar noch etwas genauer unter die Lupe, bevor wir also im "Hühner-Dorf" nächtigten.
Am nächsten Morgen nahmen wir den restlichen Teil des Top of the World Highways unter die Räder und erreichten schliesslich Tok. Ein Besuch im Supermarkt machte uns klar, dass hier bereits das Winter-Sortiment ausgebreitet wird und die Sommer-Sachen - sofern überhaupt noch vorhanden - zum reduzierten Preis angeboten werden. So kamen wir fast nicht drum herum und kauften uns doch noch einen kleinen Gas-Grill. Bisher hatten wir immer mit Holz gegrillt. Das letzte Holz wurde uns allerdings auf einem Campingplatz geklaut und so kam uns dieses Schnäppchen gerade gelegen. Grillmeister Claudio übernahm die Einweihung des Teils und hatte schon bald Platz-Probleme zu beklagen...
Auf dem Richardson Highway fuhren wir weiter über North Pole (Dorf mit Dauer-Weihnacht) nach Fairbanks. Unserer Ansicht nach hat Fairbanks in Sachen "Sightseeing" wenig zu bieten. Dennoch verbrachten wir vier Tage in der Stadt. Unterdessen hatten sich einige Dinge angestaut, die auf ihre Erledigung warteten und so verbrachten wir die paar Tage mit Waschen, Putzen, Türe neu abdichten, Blog schreiben, "Bürokram" und vielem mehr. Zur Belohnung konnten wir unser bestelltes Kamera-Objektiv beim UPS Store abholen und waren ab sofort gerüstet für wilde Tiere ganz weit weg :-)
Unsere To-do-Liste abgehakt und lebensmittel-technisch wieder voll aufgerüstet verliessen wir Fairbanks mit einem klaren Ziel: Denali Nationalpark. Bald erreichten wir den Parkeingang und besuchten als erstes das Wilderness Access Center, wo wir auch gleich den Campingplatz reservierten und die Tickets für die Bustour in den Park kauften. Wer uns kennt, der weiss, dass wir am liebsten mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs sind und keine "Freunde der geführten Bustour" sind :-) Allerdings ist der Denali Nationalpark nur bis Meile 15, Savage River, mit dem eigenen Fahrzeug zugänglich. Um weiter in den Nationalpark hineinzukommen, ist man entweder auf die grünen Shuttle-Busse, einen Tour-Bus oder eine der verschiedenen Sonder-Bewilligungen angewiesen.
Wir hatten uns für eine Fahrt mit einem der grünen Shuttle-Busse bis ins Eielson Visitor Center bei Meile 66 entschieden. Der Vorteil der grünen Busse ist, dass man dem Chauffeur jederzeit ein "Stop" zurufen, aussteigen und etwas anschauen oder eine Strecke zu Fuss gehen kann. Wenn man wieder mitfahren will, hält man den nächsten grünen Bus per Handzeichen an und steigt ein. So ist man trotz Busreise doch noch einigermassen flexibel. Am Vorabend packten wir also je einen Tagesrucksack - das Bild nebenan verrät, wie schnell es dabei in unserem Camper chaotisch aussehen kann...
Früh, sehr früh, schellte der Wecker am Tag des Ausflugs... Doch im Wilderness Acces Center herrschte bereits emsiges Treiben. Pünktlich startete unser Bus und es dauerte nicht lange, bis wir die ersten Tiere beobachten konnten: Elche, Dall-Schafe, Grizzlybären und Karibus. Bei jeder Tiersichtung hielt der Buschauffeur an und gab uns Zeit, die Tiere zu beobachten oder Fotos zu schiessen. Über die staubige und rumplige Strasse holperten wir bis ins Eielson Visitor Center, wo wir kurz vor Mittag eintrafen. Leider etwas zu kurzfristig, um an der sicher interessanten, 2,5-stündigen geführten Wanderung eines Rangers teilzunehmen. Wir waren ziemlich hungrig und mussten uns erst einmal stärken - der am Vortag gemachte Hörnli-Salat war super :-)
Um 13.00 Uhr startete eine Rangerin einen kleinen Rundgang vor dem Visitor Center, dem wir uns anschlossen. Sie erzählte einiges über die Geschichte des Nationalparks, die Pflanzen, Tiere, usw. Da wir noch keine Lust hatten, in einen Bus zu sitzen, beschlossen wir, den Rückweg zu Fuss anzutreten und irgendwann einen Bus aufzuhalten. Leider sahen wir während unserem Marsch keine weiteren Tiere, gönnten uns allerdings immer wieder ein paar Blaubeeren direkt vom Strauch als Dessert. Als es dann zu regnen begann, bestiegen wir den nächsten Bus. Klar, kaum im Bus, sahen wir einen Grizzlybären - den hätten wir gerne vorher gesehen, natürlich aus sicherer Entfernung.
Wir hatten jedoch Glück und durften auf der Rückfahrt zwei wirklich schöne Momente erleben. Zuerst sahen wir eine Grizzlybärin mit ihren zwei Jungen und konnten sie sehr lange und nahe beobachten. Nur wenig später wurden wir Zeugen eines "Duells" zwischen einem Grizzly und einem Wolf. Beide wollten die Überreste eines Tieres zu ihrem Abendessen erklären - der Wolf wollte sich wohl schliesslich doch nicht auf einen Kampf mit dem Grizzly einlassen und räumte das Feld... Es wurmte ihn jedoch schon und so schaute er beim Davontrotten das eine oder andere Mal beleidigt zurück. Doch der Bär hatte sich bereits hingelegt und kaute auf dem Knochen herum.
Nach dem Ausflug mit dem Shuttle-Bus verbrachten wir drei weitere Tage im Denali Nationalpark. Unser Programm passten wir jeweils dem Wetter an, welches sich sehr veränderlich zeigte. Wir besuchten das Denali Visitor Center und schauten uns die interessante Ausstellung zum Park an, sahen zwei Filme über den Denali, besuchten die Sled Dog Kennels, unternahmen verschiedene Wanderungen und gingen jeden Abend auf "Elch-Jagd".
Die Schlittenhunde haben uns gut gefallen, die "Show" allerdings weniger. Sie bestand grösstenteils aus einem Vortrag eines Mushers (Hundeschlittenführers). Leider erzählte er aber nur oberflächlich über die Hunde, vielmehr hörten wir wieder die Geschichte des Parks, welche wir bereits ziemlich in- und auswendig kannten. Auch seine Runde mit dem Hundeschlitten endete, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. Wir hatten uns definitiv mehr erhofft von dieser Demonstration.
Die unterschiedlich langen Wanderungen im Denali waren super. Landschaftlich ist der Nationalpark wirklich eindrücklich, die Weite und "Unberührtheit" der Natur hat uns fasziniert. Auf dem Savage Alpine Trail hat es uns teilweise fast von der Krete gewindet und zum Essen mussten wir uns jeweils ein einigermassen windgeschütztes Plätzchen suchen. Dafür wurden wir von der tollen Aussicht belohnt... Ursprünglich war anstelle des Savage Alpine Trails eigentlich der Mt. Healy Overlook Trail geplant gewesen. Dieser war jedoch zwei Tage gesperrt, weil mit Helikoptern Kies und sonstiges Material für die Erneuerung des Weges in das Gebiet geflogen wurde.
Nun, von der all-abendlichen Elch-Jagd gibt es nicht viel zu berichten - wir haben keinen gesehen! Irgendwie hatten die sich wohl gegen uns verschworen und zeigten sich nicht. Claudio hatte jeweils die linke Seite zugeteilt und schaute als Fahrer auch ab und zu auf die Strasse :-) Angi war für die rechte Seite zuständig. Vor lauter Elchsuche fielen ihr fast die Augen aus und mit der Zeit war jeder brauner Fleck "ein bisschen Elch". Doch wir konnten die Strasse auf- und abfahren, es war nichts zu machen...
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Marianne und Bronski (Freitag, 30 August 2013 18:05)
Hoi zäme
Danke für die Karte vom hohen Norden. Wir haben uns sehr darüber gefreut. Die Bilder vom Denali Nationalpark sind unglaublich eindrücklich und schön. Das sieht ja nach riesigen Hochebenen aus. Hej, weiterhin viel Freude am Reisen ohne Zeitdruck und all den Alltagsverpflichtungen. E liebe Gruess, Marianne und Bronski
Mami und Peter (Freitag, 06 September 2013 23:59)
Hallo zäme
Viele Dank für die viele Isebahnefotis dir dänket sicher jedes Mou a üs, we dir wieder eini gseht :-) So wie das usgseht, si die scho chli öppis grösser aus bi üs! Mir wünsche öich witerhin auzyt gueti Fahrt....
Liebe Gruess Mami und Peter
Caro (Samstag, 07 September 2013 09:13)
Ich sag Dir, zu oft darf ich nicht auf Eurer Seite verweilen und die wunderbaren Bilder dieser traumhaft wild--romantischen Natur angschauen... mich packt jedes Mal das Fernweh! ;) Schön, dass Ihr es sichtlich geniesst. Ganz liebe Grüsse
Caro