Am Mittwoch, 12. Juni 2013 verliessen wir die Insel und kehrten an unseren Ausgangspunkt in North Vancouver zurück. Bei Meg und Terry, den Apartment-Vermietern, hatte sich ein kleines Häufchen Post für uns angesammelt. Meg hat uns freundlicherweise laufend informiert, wenn wieder ein Brief eingetroffen ist und alles zum Abholen bereit gehalten. Leider waren nicht nur erfreuliche Nachrichten dabei. Aber nein, auch keine Busse! :-) Es war der kanadische Autoversicherer, der uns plötzlich ein Bein stellen wollte. In einem Schreiben teilten sie uns mit, dass sie den anfangs zugesprochenen Bonus für unfallfreies Fahren nun doch nicht gewähren wollen. Es gab also eine sofortige Kontaktaufnahme mit Claudio's CH-Versicherung, eine ausserplanmässige Übernachtung in North Vancouver und ein persönliches Vorsprechen beim kanadischen Autoversicherer. Ausgang noch ungewiss...
Als nächste Ziele hatten wir die Nationalparks Banff und Jasper im Kopf. So verliessen wir also Vancouver - mit dem Wissen, dass dies nun eventuell ein definitives Verlassen der wunderschönen Stadt sein könnte. Die weiteren Reisepläne sehen eine Rückkehr (jedenfalls momentan) nicht vor - but you never know :-) Immer schön in östliche Richtung fuhren wir über Chilliwack durch den Manning Provincial Park nach Hope und weiter nach Princeton, wo wir übernachteten. Am nächsten Tag ging es weiter, das Okanagan Valley hoch bis Vernon und von da an weiter östlich.
Gemütlich waren wir auf der wenig befahrenen Strasse unterwegs, als wir plötzlich zwei Autos mit Warnblinkern und ein paar Leute mitten auf der Strasse sahen. Zuerst dachten wir, dass sich ein Tier in der Nähe befindet und für Aufmerksamkeit sorgt. Bald kam jedoch ein junger Mann auf uns zu und fragte auf englisch, ob wir sein stecken gebliebenes Auto kurz rausziehen könnten. Claudio wollte sich die Situation kurz anschauen und ging mit dem Typen mit, Angi parkte derweil den Truck an einen übersichtlicheren Ort. Sowohl Claudio als auch Angi dachten, dass das Auto nur leicht neben der Strasse stand und sich die Antriebsräder im Dreck festgefahren hatten. So hielten wir dann auch Ausschau nach einem Auto in Strassennähe...
Dass der junge Österreicher (so stellte es sich im Nachhinein heraus) sein Fahrzeug allerdings gleich in den Waldrand "geparkt" hatte, daran dachten wir nun wirklich nicht. Zum Glück hatte es Bäume, die das Auto "aufgefangen" haben, sonst wäre er ziemlich sicher weiter unten im Fluss gelandet. Für einen, der solch einen Abflug hinter sich hatte, machte er einen erstaunlich gefassten Eindruck und war wohlauf. Claudio riet ihm, bei ein paar Häusern, welche sich in der Nähe befanden, Hilfe zu holen. An ein einfaches "Abschleppen" war hier nicht zu denken - jedenfalls nicht für uns. Vorsichtig fuhren wir weiter, diskutierten über den möglichen Unfallhergang und sahen kurz vor unserem Tagesziel Nakusp ein Polizeifahrzeug mit eingeschalteter "Weihnachtsbaumbeleuchtung" auf uns zufahren - auf dem Weg zum Österreicher?
Die nächsten zwei Tage verbrachten wir im Halcyon Hot Springs Resort in der Nähe von Nakusp. Bei schönem Wetter genossen wir die verschiedenen Pools, welche von natürlichen, heissen Quellen gespiesen werden. Zum Resort gehört ein Campingplatz und so konnten wir nach Lust und Laune baden gehen, zum Camper zurückkehren, wieder baden gehen, etc. - was will man mehr? :-) Nach zwei Tagen hatten wir erste Anzeichen von Schwimmhäuten und entschlossen uns daher, das schöne Resort zu verlassen und weiterzuziehen.
Bereits für die Fahrt nach Nakusp mussten wir kurz eine Fähre nehmen, um den Lower Arrow Lake zu überqueren. Jetzt, kaum die Fahrt wieder aufgenommen, erreichten wir eine weitere Fähre, welche uns in rund 30 Minuten über den Upper Arrow Lake brachte. Über Revelstoke ging die Reise weiter und wir trieben unseren Truck den Rogers Pass hinauf. Beschrieben wird er als einer der schönsten Pässe, dem können wir so zustimmen. Das Gebirgspanorama ist wirklich sehr eindrücklich und wunderschön. Er führte uns dann hinunter nach Golden wo erneut eine Übernachtung fällig war.
Für den nächsten Tag war eigentlich die Ankunft im Banff National Park vorgesehen. Allerdings hatte Claudio dank dem Campingplatz mit WiFi plötzlich ganz andere Pläne... Er hatte einen Modellbau-Laden in Calgary ausfindig gemacht, der seinen lange gesuchten Modellflieger im Angebot hat (er hat ja schliesslich hier viel Zeit seinen Hobbys nachzugehen). Es gab somit kein Halten mehr und wir "düsten" einmal quer durch den Nationalpark, direkt nach Calgary. Tatsächlich konnte Claudio hier endlich seinen Flieger kaufen und war danach ziemlich happy :-)
Bei dieser Gelegenheit liessen wir es uns natürlich nicht nehmen, auch gleich die Stadt zu besichtigen. Calgary ist unter anderem für die Stampede bekannt. Dies ist die grösste Rodeo Show Nordamerikas und findet jedes Jahr im Juli statt. Wir besuchten auch den Stampede Park und stellten fest, dass die Aufbauarbeiten auf Hochtouren laufen. Wir hatten schon viel von dieser riesen Veranstaltung gehört und liessen uns beim Anblick des Stampede Parks gleich von der Euphorie anstecken. Unsere Tickets für eine Nachmittags- und eine Abendshow haben wir im Sack - wir werden also in zwei Wochen nach Calgary zurückkehren und dieses Spektakel einmal hautnah miterleben! Wir freuen uns wie früher auf den Geburtstag oder Weihnachten :-)
Nun noch zu den Holländerinnen... Angekommen auf dem Campingplatz in Calgary dauerte es nicht lange und wir wurden Zeugen einer holländischen Wohnmobil-Putz-Taktik, die es in sich hatte :-)
Man(n) stelle sich vor:
- drei Holländerinnen
- ein dreckiges Wohnmobil
- ein paar Bier und
- der Tag vor der Wohnmobil-Abgabe.
Wahrscheinlich steht im Vertrag, dass das Wohnmobil in sauberem Zustand beim Vermieter abgegeben werden muss. Jedenfalls gaben die drei Frauen alles, um diesen Teil des Vertrages zu erfüllen. Mit Putzkessel und irgendwelchen Tüchern bewaffnet, liessen sie nichts unversucht. Mit Schwung wurde das Wasser ans Wohnmobil geklatscht und mit Kletterübungen versucht, den Dreck auch von ganz oben herunterzubekommen. Es war einfach zu lustig, wir amüsierten uns prächtig. Es hätte übrigens auch einen Wasserschlauch gehabt (auf dem Camping) - oder ganz einfach eine Waschanlage...
Für morgen Freitag war geplant, zurück in den Banff National Park zu fahren und dort einige schöne Tage in Banff, Lake Louise, Moraine Lake, etc. zu verbringen. Soeben haben wir jedoch erfahren, dass Banff so ziemlich von der Aussenwelt abgeschnitten ist. Die Strassen nördlich, westlich und südöstlich (also eigentlich alle) wurden von massiven Regenfällen überflutet und zum Teil regelrecht weggeschwemmt:
Somit werden wir wohl etwas umplanen müssen (das sind wir uns inzwischen gewohnt). Angi hätte da bereits eine Idee mit einer Route über Edmonton, mal schauen was Claudio dazu meint.
Kommentar schreiben
MamiPia (Samstag, 22 Juni 2013 14:43)
Hallo ihr Lieben, eure Reiseroute,die ich übrigens im Atlas von NATIONAL GEOGRAPHIC mit Leuchtstift versehen habe,scheint rüüüdig interessant zu sein.Die Aufnahmen sind genial.
Doch nun macht sich bei mir eine Sorge breit wegen den Ueberflutungen in CALGARY UND BANFF. Ich hoffe sehr, dass ihr es noch rechtzeitig geschafft habt nach EDMONTON zu entfliehen. Ich höre wieder von euch! Weiterhin viel Glück und gute Reise wünscht
MamiPia
Claudio (Montag, 24 Juni 2013 03:24)
Hallo
Bei uns ist alles bestens. Konnten Calgary problemlos verlassen (auf unserem Weg waren keine Highways gesperrt) und sind Samstag in Edmonton. Morgen Nachmittag verlassen wir die Stadt und ziehen weiter Richtung Jasper. Diese Strassen sollten offen sein.
Heute haben wir uns "Stampede-Klamotten" gekauft... (du darfst gespannt sein). Wir hoffen, dass die Stampede in Calgary dann auch stattfinden wird.
Liebe Grüsse
Angi und Claudio
MamiPia (Montag, 24 Juni 2013 19:35)
Danke für die gute Nachricht - nun bin ich aber beruhigt und hoffe sehr, dass weiterhin alles bestens verläuft.
Herzliche Grüsse sendet
MamiPia
Brendan (Freitag, 28 Juni 2013 08:52)
...beneide Euch manchmal schon... die vielen Eindrücke und Erlebnisse... aber danke für's Teilen ;-)
Miriam & Peter (Samstag, 29 Juni 2013 09:04)
Es liegt wohl am Platz B3, denn wir waren heute ebenfalls Zeugen von einer ausserordentlich amüsanten Putzaktion. Hauptdarsteller heute ein rüstiges Rentnerpaar, ein CruiseCanada-Wohnmobil (die haben wohl echt ganz strikte Vertragsbedingungen betreffend Sauberkeit) und das Putzmaterial. Auch sie kannten den Trick mit dem Schlauch nicht, dafür wurde mit Lappen poliert und der Besen zwecks hartnäckiger Mückenrückstände in Wasser getränkt. Jetzt glänzt alles wunderbar. ;o)
Euch zwei wünschen wir eine tolle Zeit in Nordamerika und wohin es euch noch ziehen mag. Geniesst eure Auszeit. War toll euch zu treffen. Lg Miriam und Peter